Der RB Krimi
Special Case:
Das Neujahrsspektakel
Special Case:
Das Neujahrsspektakel
Mein letzter Fall lag schon einige Monate zurück, doch immer noch lag er mir schwer im Magen. Selbstverständlich könnte das auch der grässliche Gefängnisfraß gewesen sein. Ich habe jetzt die Überraschung weggenommen, oder? Ja, der Grund dafür, dass ich so stark über den Fall nachdachte war nicht weil er mir irgendwas bedeutete. Unter uns, ich war nicht bezahlt worden, also war er mir egal. Ich dachte viel mehr daran, weil ich einfach nichts anderes zu tun hatte. Ich bemitleide Schwerverbrecher. Die armen müssen spätestens nach einem Jahr völlig durchdrehen. Apropos “Jahr”. Es war der 26. Dezember, kurz vor Neujahr. Im Knast saß ich allerdings schon seit Weihnachten. Ich war betrunken Auto gefahren und direkt in eine Bäckerei geknallt. Anstatt nur keinen Waffenschein habe ich jetzt also auch keinen Führerschein mehr. Selbstverständlich noch die Lizenz zum blendend gut aussehen, aber ich schweife ab. Wegen einem Autounfall ohne Verletzte sitzt man normalerweise zwar auf der Polizeistation, aber nicht für fünf Tage im Gefängnis, wenn ihr das schon bemerkt habt dürft ihr euch jetzt selbst auf die Schulter klopfen. Ich warte solange. Fertig? Gut. Also gab es noch eine zweite Anklage gegen Meisterdetektiv Shai.
Mord und Vergewaltigung einer 25jährigen (ich schätze mal sie sah ganz gut aus, Fotos wollte man mir nicht zeigen). Mal ganz nebenbei weiß ich bis heute nicht ob sie zuerst umgebracht oder vergewaltigt wurde. Man wird auch über gar nichts mehr informiert. Da nicht nur ich sondern auch mein Anwalt zur damaligen Zeit der Meinung sind, dass es besser ist dabei zu bleiben, dass ich es nicht getan habe und das auch stimmt, versichere ich euch also meine Unschuld. Die Gerichtsverhandlung am folgenden Tag sollte jedoch erst darüber entscheiden. Ich war guter Dinge. Ich hatte nichts getan, hatte in meinem Leben verhältnismäßig wenige Menschen angeschossen und noch wenigere umgebracht, war nur wegen einer Kleinigkeit vorbestraft.... Okay, es sag nicht wirklich so aus als hätte ich die geringste Chance das Licht noch mal ohne den Ausblick auf Gitterstäbe betrachten zu dürfen. Warum ich also guter Dinge war? Wegen meinem Anwalt. Wir waren und sind langjährige Freunde und ich war mir so sicher er würde dem Gericht haargenau erklären, dass ich ein Engel in Menschengestalt bin, dass er mir schon wie ein von Gott gesandter Messias erschien. Ich habe ihm das vor der Verhandlung aber nicht gesagt. “Glück” war auch ein wichtiger Faktor in der Verhandlung und wenn ich irgendwelche dahergelaufene Saufkumpanen von mir als Gottes Söhne bezeichnen würde, hätte Gott es mir nie im Leben gewährt. Ich bin halt ein sehr gläubiger Mensch. Jedenfalls solange ich Glück, Geld oder Griechinnen will. Nicht zwingend Griechinnen..., Italienerinnen, Französinnen, Spanierinnen, alles sehr schöne Frauen... Deutsche Mädchen können auch nicht schaden.... Worauf wollte ich hinaus?
Am Morgen der Verhandlung wurde ich leicht nervös. Sollte man euch davon erzählt haben wir ich mich in das Kissen verbissen habe und nach meiner Mutter geschrieen habe, das ist eine Lüge. Es war die Matratze. Mein Anwalt, Mr. Florian Black, hat sich schon um ca. 5 Uhr mit mir in meiner Zelle getroffen, da er wenn ihr mich fragt eine Art Vampir ist und so früh wie möglich mit seiner Arbeit beginnt. Wahrscheinlich mag er einfach nur Kaffee. Wie es von einem meisterhaften Detektiv wie mir erwartet, war ich aber schon wach, da ich ihn komplett durchschaut hatte und aus der Zeit bei der er mich am Vortag alleine gelassen hatte und seinen Hobbys den genauen Zeitpunkt seiner Ankunft kombiniert hatte. Oh, und ich wollte “Scrubs” gucken und das läuft halt in der Gegend schon sehr früh. Ich verpasste es aber, da mein Zellennachbar “Kochen mit Frau Gruber” sehen musste. Man könnte von jemanden, der seine ganze Familie auf dem Gewissen hatte eine andere Programmwahl erwarten, aber ich will hier ja niemanden kritisieren.
Da war also mein Anwalt, der Mörder und ich, minus dem Mörder, welcher während meinem Gespräch mit Florian hinaus geschickt worden ist. Eines muss man ihm lassen, Mr. Black war nicht von Gestern und hatte alles wichtige mitgebracht und machte sich mit mir direkt an die Vorbesprechung. “Du bist ja so was von erledigt”, teilte er mir mit. Das fand übrigens 0,2 Sekunden vor der Sache mit der Matratze statt. Als ich mich wieder beruhigt hatte erklärte er mir seinen Notfallsplan für die Sache: “Plädiere auf unschuldig, sag du bist unschuldig, denke du bist unschuldig und sollte das alles nicht hinhauen: Schlaf mit dem Richter.” Gut, das sagte er nicht wirklich. Er schlug irgendwas von wegen “Gutes im Menschen” vor und ich tat so als würde ich ihm zuhören. Ich bin halt ein Mensch des Momentes, was kann ich dafür? Als er schließlich ging murmelte er etwas von wegen: “Wenn das mal gut geht...”. Meine Hoffnung lag darauf, dass er sein im Ofen zurückgelassenes Frühstück meinte. Hey, ihr zweifelt daran, ich zweifle daran, aber Tatsache ist, dass ich halt am Ende war. Ich hatte meine Matratze im Mund. Versucht jemanden mit einer Matratze im Mund klar zu machen es ist vorbei, der zeigt euch den Vogel!... Denke ich. Bisher habe ich noch nie ausprobiert und bei mir versuchte es auch keiner. Schade drum. Dabei braucht die Wissenschaft Erfolge wie diesen.
Drei Stunden später war es so weit. Ein weiblicher Polizist, schmal, gut gebaut und grob geschätzt Ende ihrer 20ziger, und ein männlicher Polizist, gebaut wie ein Bär, der der Meinung war mir ein paar Tipps in Sachen Frauen geben zu müssen als wir noch in der Vorhalle waren, führten mich in den Gerichtssaal und zu meinem Platz. Da saß dann auch schon mein Anwalt. Der Stress stand ihm im Gesicht geschrieben. Mir anscheinend auch, denn ansonsten fiel mir kein Grund ein wieso er den Kopf schütteln sollte als ich ihm entgegen kam. “Warum eine pinke Krawatte? Du hattest die Möglichkeit dir deinen besten Anzug aus deiner Wohnung holen zu lassen und du nimmst eine pinke Krawatte?”, flüsterte er mir zu als die Richterin auch schon die Verhandlung einläutete. Es war schlicht und einfach meine einzige Krawatte. Jetzt ist sie das nicht mehr. Ich habe mir noch eine mit Luftballons gekauft, sollte ich mal jemanden mit Kindern besuchen.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine wahre Legende angefahren. Ernsthaft, hatten die Gerichtslegenden nichts besseres zu tun als einen angeblichen Vergewaltiger und Mörder fertig zu machen?! ... Vergesst das wieder. Mir fällt im Nachhinein auf wie dämlich das geklungen haben musste. Ihr Name: Sunny Valentine und schon ihr Blick strahlte Hass aus. Ich fühlte mich aber ständig so als würde sie nicht mich ansehen sondern das Mädchen hinter mir. Vielleicht war es auch kein Hass, sondern mehr Lust. Muss ich anmerken wie eng meine Hose wurde? Es ging also los. Ich bin kein guter Zuhörer, deswegen ging die Verhandlung ziemlich an mir vorbei. Bis zu meiner Zeugenaussage, denn mir selbst höre ich sehr gerne zu. Ich bin ein guter Redner müsst ihr wissen. “Also, Herr Adrian Shai, ist das richtig?”, fragte die Richterin, kurz bevor sie mich bat den Schwur nur die Wahrheit zu sagen zu leisten. Pff, als würde ich jemals lügen. Ich antwortete also mit meiner unglaublich männlichen Stimme, die alle Frauenherzen im Raum, bis auf das der Staatsanwältin, welche immer noch nur noch das Mädchen hinter meinem Sitzplatz im Auge hatte, höher schlagen ließ: “Ja das stimmt.” “Und sie plädieren auf unschuldig?” “Auch das stimmt.” “Dann erzählen sie uns mal ihre Ansicht der Geschichte. Sie erwähnten eine Alibi, das wäre?” “Ich war in der Bar einer Freundin von mir, sie haben sie bereits vernommen.” “Ja, Frau Phoe, ich habe es hier vorliegen. Fahren wir also fort...” Meine Muskeln legten ihre Anspannung und ich atmete tief durch. Ohne eine Schusswaffe in meiner Hand komme ich nicht gut mit großen Menschenmassen klar. Ich wollte schon fast einen Glücksschrei ausstoßen, als es passierte. “Einspruch!”, rief die Staatsanwältin. “Das ist eine ganz klare Falschaussage. Frau Phoe kann ihr Alibi gar nicht bestätigen, sie war zu der Tatzeit in Begleitung unterwegs.” Mehrere Fragen rasten durch meinen Kopf. Müsste ich nun sterben? War alles umsonst gewesen? Wieso habe ich nicht Larto um ein Alibi gebeten? Aber zum Glück war ja mein Lieblings Anwalt zur Stelle. “Stoppen sie diese Farce”, rief er und ließ nun schon zum zweiten Mal an diesem Abend alle Frauen im Publikum nach ihm und meiner Einer lechzen. Wie kann man jemanden wie mir auch wiederstehen? ... Ach ja, genau, ich war bei der Gerichtsverhandlung. “Mir liegt keine Aussage vor, die eine Abwesenheit von Frau Phoe am Tag der Tat nachweist.” “Tut mir Leid, mir auch nicht, Frau Valentine”, fügte die Richterin hinzu. Mein triumphierendes Lachen musste aber noch warten, denn die Staatsanwältin war ziemlich hartnäckig. “Ich weiß”, sagte sie. “Ich wusste bisher selbst noch nichts von Phoes Verstrickung in diesen Fall, also verschwieg ich dass ich mit ihr zusammen ausgegangen war.” Plötzlich kamen mir meine Fantasien über die Frau Anwältin und das Mädchen hinter mir um einiges logischer vor. Aber das war auch der einzige Gedanke, den ich fassen konnte bevor das Chaos ausbrach. Eine alte Bekannte von mir, die Frau im weißen Arztkittel hatte sich aus einer der Sitzrehen ganz hinten erhoben und ungefragt das Wort an meinen Todesengel, alias Sunny Valentine, gerichtet: “Was?! Du sagtest ich wäre die einzige für dich!” Ein weiteres Mal verspürte ich den Drang mir Jogginghosen anzuziehen. Dabei blieb es aber nicht. Jede dritte Frau im Raum stand auf und beschwerte sich über die Situation. Ich konnte nicht anders als mich für meine wenigen sexuellen Erfolge bisher schämen. Diese Anwältin hatte mit fast viermal so vielen Mädchen geschlafen wie ich! Lange Rede, kurzer Sinn, springen wir zum Ende der Verhandlung. Für Fans meiner Person wird das als Schock kommen, aber meine männliche Präsenz war nicht genug gewesen um die Richterin zu überzeugen. Vielleicht wäre die Strafe milder ausgefallen wäre ich nicht in ihre favorisierte Bäckerei reingeknallt? Vielleicht wäre die Strafe auch milder ausgefallen hätte ich ebenfalls “Spaß” mit der Staatsanwältin gehabt. Wer weiß das schon. Alles lief jedenfalls auf etwas ... Unerwünschtes heraus. “Todesstrafe?! Das kann nicht ihr ernst sein!”, rief mein Anwalt verzweifelt. Ich verstehe ihn. Er hatte so sehr versucht alles auf Lebenslänglich zu lenken, ich sollte ihm dankbar sein. Ich denke das kommt jetzt unerwartet, aber ich hasse mein Leben, wisst ihr das?
Was tut man also, wenn man lustiger Weise am 1. Januar sterben muss? Ich hatte keine Ahnung, also tat ich das Selbe, das mir auch in den Sinn kam als ich Scrubs verpasst hatte: Auf meinen Anwalt warten. Es gab nicht wirklich noch etwas, was er tun konnte, was nicht nur er mir schon übers Telefon versicherte, sondern auch seine Frau, mein Zellengenosse, der Polizist, der es nun aufgegeben hatte mich zu verkuppeln, und seine Partnerin. Wirklich tolle Neujahrs-Feierlichkeiten lagen da vor mir. In meiner Zeller verrotten, sterben und begraben werden. Beinahe wie mein letztes Weihnachten, nur mit ein bisschen mehr Tod. Meine Beziehung mit dem Tod war bis zu diesem Zeitpunkt so eine Sache. Ich wusste das es ihn gab, er wusste, dass er mich irgendwann holen muss, aber wir schafften es all die Jahre in denen ich angeschossen, angebrannt, von Kugeln gestreift und beinahe Haien vorgeworfen wurde verpassten wir uns jedes Mal knapp. Damit war ich zufrieden, er aber scheinbar nicht. Hier möchte ich noch mal versichern, dass ich niemanden vergewaltigt habe und die zwei Leute, auf die ich schon mal geschossen habe sind durchgekommen. War der Tod deswegen wütend auf mich? Wollte er dass ich mehr Leute umbringe? Vielleicht hätte er mir dann einen Waffenschein besorgen sollen! Also wirklich, diese übernatürlichen Wesen heutzutage. Wäre ich der Tod wäre alles anders.
Nichts desto trotz kam also mein Anwalt und wir saßen uns auf beide Seiten des kugelsicheren Glases und stoßen symbolisch auf die guten alten Zeiten an. Mal ehrlich, er hätte mir auch gleich meine Grabesblumen zeigen können, denn anders kam diese Geste nicht rüber. Er sagte mir immer und immer wieder er würde sein bestes geben um das Gericht noch mal umzustimmen, was mich dazu brachte darüber zu grübeln wer hier eigentlich trauriger über meinen Tod war. Gut, ich hatte am Morgen einige Male meinen Kopf gegen die Wand geschlagen um aus diesem Albtram aufzuwachen, aber ich nahm die Sache ein wenig realistischer. Ich wusste man könnte nichts mehr tun und sah die Sache so klar wie möglich: Ich musste wohl sterben. Ja, ja, das ist eine Lüge, ich weiß es. Ich plante schlicht und einfach meinen Ausbruch oder hatte besser gesagt jemanden angerufen, der mir dabei helfen würde.
Mitternacht, draußen waren die üblichen Nachtgeräusche zu vernehmen. Eine Eule, eine Grille, ein Jumbojet und ein Zug. Der Zug war mein Zeichen. Ich stand auf rieb mir die Augen. Ein Glück hatte man mich in eine Einzelzelle verlegt. Einem Mörder wollte ich schließlich nicht beim Ausbruch helfen. Ich sah auf die Uhr - 3... 2... 1... Es raschelte vor meinem Fenster. Etwas oder besser gesagt jemand robbte über das Gras. Ich sah aus dem Fenster. In der Ferne war schon der Fluchtwagen erkennbar. Dann passierte es, meine idiotische Ausbruchshilfe zog sich mit einem Ruck an den Gitterstäben hoch und sah mir in die Augen. Mein Herz blieb stehen und ich musste mich erst mal am Tisch festhalten. Der Kerl hatte mir fast nen Herzinfarkt beschafft! Er klopfte zweimal gegen die Wand, was so viel hieß wie “Bereit?”. Ich klopfte zurück und sagte damit so was wie: “Sicher doch.” Er schien nicht zu verstehen und wiederholte die Prozedur. Ich eben so. So ging es dreimal weiter, denn wir hatten nicht wirklich über Zeichen gesprochen und mussten mehr oder weniger raten, was der andere meinte. “Ja verdammt”, flüsterte ich. Diesmal verstand er. Er brachte zwei Sprengladungen an meiner Zellenwand an und ging ein paar Schritte zurück. Genial wie ich halt bin tat ich das Selbe. Klick. Die Wand flog in die Luft und auch der Gerfängnisszaun, wie man es unschwer erkennen konnte. Wir rannten wie von der wilden Tarantel gestochen. Jeder andere hätte wohl das Selbe getan würden ihm Wachhunde auf den Fersen kleben und ihre Zähne gefährlich nah an seinem Bein hängen. Bei dem Fluchtwagen angekommen sprangen wir auf die Stoßstange und fuhren in den Sonnenaufgang. Man hätte es als romantisch bezeichnen können hätten wir Freundinnen und wären nicht zwei Polizeiwagen hinter uns her. So war es wenn man etwas von Poli planen ließ. Es hat das geplante Ende, doch der Weg variiert zwischendurch. Eine Straße mitten im Ödland auch. Hätte ich mich nicht mit meinen Fingernägeln am Lack festgekrallt wäre ich auf die Straße geflogen und von einem der LKWs, an denen wir mit einem Affenzahn vorbei fuhren, erfasst und zerschmettert worden. So wie die beiden Polizeiwagen. Flucht geglückt.
Keine Sorge, die Fahrer der Wagen leben und ihre Mitbringsel, die Hunde, auch. Das sagte mir die Zeitung, welche ich am nächsten Tag glücklich grinsend bei dem Verzehren eines Crosseins las. Muhahaha, denen hatte ich es gegeben. Ein Problem gab es da immer noch. Ich musste den wahren Verbrecher finden! Etwas anderes ließ meine Ehre als Detektiv nicht zu! Oh, und ich wollte nicht wieder ins Gefängnis. Alles war mir lieber als der Tod auf dem elektrischen Stuhl. Alles außer dieses ekelhafte Crosseins. Das Kaffee, das ich mir ausgesucht hatte, war wirklich grässlich. Die Kellnerin allerdings ganz lieblich. Ich leibe mein Leben, wenn ich es nicht gerade hasse.
Teil 1: Ende
Teil 2 kommt am Neujahrmorgen (hoffentlich)
Btw. bin ich sehr dankbar, wenn jemand mein Yoshi klickt =O!
Teil 2 kommt am Neujahrmorgen (hoffentlich)