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Eure Ernährungsweise (vegetarisch, vegan, bio...)
Beitrag: #15
vom - RE: Eure Ernährungsweise (vegetarisch, vegan, bio...)
Also ich bin Fleischesser. Überzeugt. Einziger Grund: es ist verdammt lecker.

Damit hab ich ja eigentlich schon das Thema beantwortet. Es ging ja dann doch noch ziemlich in eine interessante Diskussion über Haltung und Nachhaltigkeit.

Die Nachhaltigkeit mal beiseite, finde ich es tatsächlich auch nicht ok, wenn Tiere in all zu großen Massen gehalten werden. Durch den Stress leidet (vor allen bei Schweinen) auf dem Weg zur Tötung das Fleisch am Geschmack. Grad eben noch in einer Dokumentation gehört. Dazu kommt, dass viele Tiere (vor allem Hühner), die in Massen gehalten werden schnell krank werden. Das schlägt sich dann weniger auf den Geschmack aus, als darauf, dass den Hühnern dann Antibiotika ins Futter gemischt wird. Die Hühner nehmen dies über das Essen auf und sind weniger anfällig für Krankheiten. Gleichzeitig bleibt aber dann Antibiotika im Fleisch zurück. Je nach Menge, die zugeführt wird. Das ist dann gefährlich für den Menschen. Hierdurch können Antibiotikaimmunitäten geschaffen werden. Auch Allergien sind möglich. Die Massenhaltung kann also indirekt auch gesundheitliche Effekte auf den Menschen haben.

Oftmals werden Hühner auch mit Wachstumshormonen beschleunig großgezogen. Das führt zu überforderten Körpern. Wiederum quälen sich die Tiere dann, bis zum Tod. Eventuell überleben sie mit Verletzungen. Benötigen Antibiotika. Teufelskreis.

Ich stimme in manchen Teilen Iruini auch zu. Diese Tiere leben, weil wir entschieden haben, dass wir sie zum Schlachten züchten. Wir pflanzen ja auch Mais, den wir abernten. Eine Maispflanze, hätte sie ein uns erscheinendes Bewusstsein, ist ja kein Superheld, der sich sagt, ich bau nun n paar Maiskörner an meinen Stengel und opfere diesen für die Menschheit. Nein, die Pflanze wird ebenso abgeschnitten und dem Leben beraubt wie ein Tier. Sie hatte eigentlich nur vor sich fortzupflanzen bevor der Mensch sie erntet. Hier ist der einzige Unterschied. Das eine Pflanze keinerlei Emotionen ausgibt, wie ein Tier. Zumindest keine, die bei uns so offensichtlich erkennbar sind und Mitleid auslösen. Keine Lobby für Pflanzen.

Natürlich sind pflanzliche Produkte viel leichter für eine Nachhaltigkeit zu züchten bzw. in den Kreislauf einzubinden. Aber auch nur, weil die Züchtung um so viel einfacher ist. Hier benötigt man keine komplizierte Befruchtung und kein Heranwachsen über Jahre, wie bei einem Rind. Und auch bei der pflanzlichen Züchtung für Lebensmittel können Pestizide benutzt werden, die sowohl für Tiere schädlich sind, die in der Umgebung leben, als auch genetische Erweiterungen stattfinden, deren Auswirkungen noch unbekannte Folgen haben könnten.

Aber auch die Nachhaltigkeit bei Fisch ist möglich. Wenige Fischer geben so viele laichende Fischeier zurück wie sie an Fischen herausholen. Ausnahmen leider, aber ein Beispiel dafür, dass Nachhaltigkeit auch im Fisch/Fleisch möglich sein kann.

Es bleibt jedoch bestehen, dass die Haltung von Schlachttieren und der Anbau von Pflanzen bis zur Ernte beide nicht unbedingt immer komform mit unseren Vorstellungen gehen, wie wir es gerne hätten.

Wie Iruini schon sagte, steigt der Preis für Lebensmittel, sobald die Arbeit bis zur Fleischtheke oder zum Obst- und Gemüsehändler länger und komplizierter wird. Das nennt man Mehrwert. Und viele Menschen möchten oder können einfach nicht mehr Geld ausgeben. Das wissen die Händler. Das wissen die Produzenten. Und genau deshalb versucht ein Verkäufer den Preis niedrig zu halten, um ins Geschäft zu gelangen oder dort zu bleiben. Also muss reduziert werden. Das geht am Leichtesten in der Haltung und Behandlung. So ermöglicht dies dem Kunden Fleisch zum niedrigen Preis zu kaufen.

Im Gegensatz dazu stehen Artgerechte oder freiländliche Haltung von Tieren bis hin zum Bolzenschussgerät oder Kopfabhaken bei Hühnern. Genauso steht für Pflanzen hier der nachhaltige, pestizidenfrei, Wechselanbau. Hierdurch entsteht genauso wie beim Fleisch eine Teuerung des Produktes.

Es wird gerne geschriehen, dass Tiere sorgsam gehalten werden sollen und der Preis halt ausgehalten werden sollte. Grade Vegetarier sind da gerne und schnell mit ihren Argumenten. Man darf jedoch dann nicht vergessen, dass wie oben beschrieben, auch Pflanzen, die nicht eindeutig biologischer Anbauherkunft sind und durch die oben beschriebenen Pestizide oder durch Überanbau dem Boden Nährstoffe entziehen und den Acker damit unbebaubar machen, ebenfalls nicht gesundheitlich unbedenkbar sind oder der Nachhaltigkeit dienen. Denn dann kostet ein Sack Kartoffel, ein Bündel Möhrchen, ein paar Tomaten auch gerne mal 2 bis 4 Euro mehr.

Sicherlich kann man nun sagen:
Mir sind es die zwei Euro wert. Ich kaufe lieber vom Biobauer, ich kaufe lieber Freilandeier, ich kaufe lieber das Rind vom Land und das Schwein von der Wiese, als das, aus dem engen Stall. Die eigentliche Frage ist aber nicht wirklich, ob man sich das leisten kann, sondern wie oft man als Verbraucher hinter das Licht geführt wird.

Wie oft erhält man scheinbar bestes Fleisch aus bester Haltung zum teureren Preis. Und in Wirklichkeit steckt der Hersteller sich den Übergewinn ein und die Tiere sind qualvoll gestorben. Und wie oft geschieht das im Agrarbau. Sicherlich genauso oft. Pestizide benutzt, genetische Veränderungen. Wer weiß am Ende, ob er den Aufpreis nicht nur für ein falsch ausgezeichnetes oder nichts aussagendes Siegel bezahlt. Und genau da liegt die Krux. Man weiß es nicht.

Und das ist neben der geringen Kaufkraft, die häufiger der Grund für den Kauf von preiswertem Lebensmittel ist, der entscheidende Grund, weshalb die Schicht, die frei über ihre finanziellen Mittel entscheiden kann, dann doch zum preiswerten greift. Man weiß, man kauft Fleisch, dass von der Haltung eventuell nicht 100 % ist. Aber man kann ohne eine gesetzlich, genau Festlegung und Massen von Kontrollen nicht festlegen, dass es sich immer um ein genaues Produkt handelt.

Ich nehme da gerne als Beispiel den Bericht über eine gewisse Firma namens Wiesenhof (youtuben). Ich distanziere mich, ob dieser Bericht korrekt ist oder nicht. Möchte damit aber nur zeigen, wie schnell man denken kann, dass etwas biologisch korrekt ist, jedoch genauso schnell, dass Gegenteil behauptet werden kann.

Das geht bei manchem Bauern, der biopflanzliche Lebensmittel anbaut genauso. Nur bietet natürlich das nicht einen so großen Effekt beim Verbraucher, wenn man darüber berichtet. Da sagt sich ja jeder, dass es ja nur Pflanzen ohne Bewusstsein sind. Die weiteren Nebenwirkungen werden dann untergekehrt. Stehen aber dem Skandal im eigentlichen Sinne nicht hinterher. Namentlich Produktschwindel.

Um zurück auf das Thema zu kommen. Ich werde wohl immer Fleisch essen. Einfach weil ich es mag. Das es wohl Nährwerte enthält, die uns über Jahrtausende wichtig geworden sind, ist verständlich. Dass man sie ersetzen kann ist fein. Will ich aber nicht. Ich kann es verstehen, wenn ein Tier für mich sterben muss. Oder wenn 1000 Tiere für 1000 Menschen sterben, um sie zu ernähren. Ich kann es verstehen, wenn sie sterben, weil sie nur aus dem Grund gelebt haben. Ich kann es genauso verstehen, wenn man es nicht aushält mit dem Gedanken zu leben, dass ein Tier für jemanden sterben musste. Und wenn man aus diesem Grund kein Tier essen möchte.

Ich glaube jedoch nicht daran, dass ein Umstellen auf Vegetarische Ernährung eine Auswirkung auf die Haltung oder Schlachtung der Tiere hat. Weniger Konsumenten von Fleisch kann gegenteilig bedeuten, dass die Einnahmen der Produzenten zurückgehen, da weniger Fleisch verkauft wird. Was für die Billigproduzierenden bedeutet, dass Sie die fehlenden Einnahmen kompensieren müssen. Und das macht man am besten wie? Produktionskosten senken! Und wie? Haltungskosten senken! Und wie? Mehr Tiere auf gleiche Fläche! Mehr Tiere in kürzerer Zeit schlachten! Mehr Tiere auf einem Laster zum Schlachter!

So helfen manche Vegetarier dann indirekt dabei, dass der Fleischpreis entweder leicht nach oben geht, bis der Fleisch-Verbraucher auch sparen muss und der Produzent den Preis drücken muss. Das ist ein gedankliches Folgespiel. Es muss nicht stimmen. Es klingt aber plausibel.

Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich nicht, dass wenn mehr Fleisch gegessen wird, vielleicht auch von (dann Ex-)Vegetarier, dadurch die Massenhaltung und sonstige gefährliche Nebenwirkungen zurückgehen.

Ich bin der Meinung, dass nur durch eine genauere Überprüfung gewährt sein kann, dass eine Produktechtheit gegeben ist. Und das ist leider nicht möglich. So viele Stallungen können niemals kontrolliert werden. Und ich bin der Meinung, dass es am Konsumenten selbst liegt, dass sich niemals eine Änderung ergibt, solange der Konsument sich nicht aufrafft, um sich zu informieren. Sich die Zeit nimmt sich mit dem Produkt auseinanderzusetzen. Das scheitert leider viel zu oft an der Zeit und / oder an der Intelligenz des Konsumenten.

Genauso bezweifele ich, dass eine rein vegetarische Ernährung gesünder ist als ein ausgewogener Fleischkonsum. Man darf hier nicht mit einem übermäßigen Konsum vergleichen. Bei zu viel Fleisch überfordern wir den Körper mit manchen Nährstoffen genauso sehr, wie wir dem Körper manche wichtige Nährstoffe unterschlagen, wenn nur vegetarische Ernährung erfolgt.

Im Endeffekt bleibt es eine unlösbare Aufgabe in der Diskussion zwischen Überzeugungen und dem leidigen Glauben anstatt dem Wissen. Geändert werden können nur der Anbau und die Züchtung. Aber wie schwer das ist, steht auf einem gänzlich anderen Blatt.

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RE: Eure Ernährungsweise (vegetarisch, vegan, bio...) - von Teddyursaring - 18.11.2012, 18:57

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