Kafka

[Bisaflor9]

Hey was ist eigentlich euer Lieblingstext von Kafka?

Also meiner ist In der Strafkolonie (1919).
Der Inhalt ist ganz grob zusammengefasst: Ein Reisender begibt sich in ein fremdes Land und wird Zeuge eines dort offenbar üblichen, außerordentlich grausamen Exekutionsrituals, bei dem dem Schuldigen in einem Zeitraum von zwölf Stunden mit einem Apparat ein obskurer Schriftzug in seinen ganzen Körper eingeritzt wird, bis er schließlich von seinen Qualen erlöst und durch den Stachel getötet wird.

Aber ich will jetzt nicht das Ende vorwegnehmen, das muss man einfach echt gelesen haben.

Für mich ist dieser Text so besonders, weil ich schon immer ein Faible für dystopische Literatur gehabt habe, und das Motiv eines "Schuldigen", der nicht nur keinen fairen Prozess erhalten, sondern noch nicht einmal seine eigene Anklageschrift verlesen bekommen hat, das Kafka auch schon in seinem Roman Der Prozess in fesselnder, erdrückender Weise darstellt, sieht man hier auf noch erschreckendere Art angewendet, man könnte sagen, auf die Spitze getrieben. Perfektioniert.
Wer Foucault gelesen hat wird auch spannende Parallelen zu Überwachen und Strafen feststellen, aber das nur am Rande.

Natürlich gibt es auch super interessante Parallelen zu realen Strukturen.
Zentralistische Diktaturen, in denen die Rechtsgleichheit und die Gewaltenteilung aufgehoben sind, gab es zu Kafkas Zeiten und gibt es auch heute noch. Vielleicht stecken wir auch schon mitten drin...

[Mähikel]

Es ist lustig, wie das Thema genau jetzt entsteht!

Erst letztens haben wir in Deutsch wieder über Franz Kafka gesprochen und seine Werke. Es ist zwar etwas lahm es zu nennen, aber ich finde die Verwandlung am spannendsten. Ist ja aber auch eines der bekanntesten Werke von ihm.

Ich hoffe ich kann den Inhalt richtig wiedergeben: Es geht um einen Sohn, der eigentlich die ganze Arbeit macht aber dann in eine Kakerlake (Oder Insekt, jedenfalls "Ungeziefer" auf alle Fälle) verwandelt und somit hilflos wird. Samt der Familie, die von ihm abhängig war, aber ihn nie geschätzt haben.

Sieht man gut, wie sehr man als Dreck behandelt werden kann, egal wie sehr man sich bemüht allem alles Recht zu machen. Soll sich jeder mal selber durchlesen die Geschichte, eventuell eine Inhaltsangabe. Ist finde ich auch noch zu dieser Zeit lesbar.

[DeepDarkOcean]

Ich mag "Die Verwandlung" auch. War das erste was ich von ihm gelesen habe (gibt es nämlich gratis im PlayStore und ich wollte es schon immer mal lesen )
Kann den Anfang noch auswendig. "Als Gregor Samsa eines morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt."

Gut, ich gebe zu, ohne die Band Samsas Traum wäre mein Interesse wohl mäßiger ausgefallen, aber ist ja egal.
Die Geschichte hat mir jedenfalls gefallen, gerade weil so wenig erklärt wird, kann man viel in alles hereininterpretieren. Vor allem weil mit keinem Wort erwähnt wird, warum oder wodurch die Verwandlung stattfand.

[phistoh]

Der Kübelreiter ist das einzige, was ich von Kafka gelesen habe. Für eine Deutscharbeit. Fand ich sehr seltsam. Wikipedia sagt: "Man könnte sogar an ein reines Kältedelirium denken.", ich denke eher an halluzinogene Drogen. Aber naja, wenn ich Schriftsteller wäre, würde ich wohl ähnlich seltsames Zeug schreiben.

/edit:
Man kann hier auch quasi Parallelen zu MacBeth ziehen. Törichter, hörig Ehemann, böse Frau. Oder gar zur Bibel. Da hat Eva ja auch alles zerstört!

[Katsuya]

Also ich kenne von Franz Kafka einige Texte, unter anderem auch die Verwandlung, aber ich muss sagen der Text "DIe Brücke" fande ich am faszinierendsten.
In Deutsch mussten wir dazu eine Fortsetzung schreiben, auch im ähnlichen Stil. Von daher habe ich mich sehr mit diesem Text auch außeinandergesetzt.
Und die Idee aus Sicht einer Brücke zu erzählen, fande ich da doch schon sehr interessant ^^