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[TC2] The Silver
Beitrag: #1
vom - [TC2] The Silver
[Bild: monlisshort.png]

Part I - An Intro


Die Tür eines größeren Gebäudes brach explosionsartig aus seinen Angeln als der Körper eines rundlichen Mannes in teurer Kleidung durch diese hindurch schoss und vor dem Gebäude hart auf der Straße aufschlug. Umliegende Personen umringten ihn sofort. Die Stimmen von Frauen kreischten, als sie erkannten wie zugerichtet der Mann war.
In dem zerbrochenen Türrahmen stand diejenige, die für seine Verletzungen verantwortlich zu machen war…
Una, ein Cyborg deren gesamte Festplatte, wenn man ihr Gehirn so bezeichnen konnte, gelöscht worden war. Sie wusste von rein gar nichts, dass vor ihrer erneuten Aktivierung passiert war - nicht einmal an ihren eigenen Namen. Der neue Name der ihr gegeben wurde ist abgeleitet von der uralten Bedrohung der Welt, dem Trohn-Uno.
Unas linkes Auge glich dem Objektiv einer alten Kamera und stach einem beim ersten Blickkontakt mit ihr sofort ins Auge. Sie versuchte zwar, ihre Haare über dieses Auge wachsen zu lassen doch hatte dieser Versuch bis jetzt noch keine Früchte getragen. Das Auge erlaubt ihr verschiedene Dinge zu sehen, die ein normaler Mensch niemals erkennen könnte. Diese Fähigkeit beinhaltet unter anderen einen Röntgenblick, ein Nachtsichtgerät und eine Wärmebildkamera. Von ihrem besonderen Auge abgesehen ist Una auch noch übernatürlich kräftig und kann ein Auto einhändig über ihrem Kopf halten.

…Das Cyborg Mädchen blickte auf den Mann hinab, den sie auf die Straße geworfen hatte. Ihre Kameralinse fuhr dabei, sich drehend, etwas weiter aus ihrer Augenhöhle hervor. Die Menge sah von dem Verletzten zu ihr auf, unsicher was sie tun sollten. Una hingegen schien ihnen keine Beachtung zu schenken. Immerhin war es nur ihre Aufgabe, Wache zu stehen.

Im Inneren des Gebäudes lagen hier und da bewusstlose und teilweise verbrannte Wachleute in den Gängen. Das Gebäude war groß und strahlte nur so vor dem offensichtlichen Reichtum seines nun vor der Türe liegenden Besitzers. Durch einen der Gänge schlenderte ein rothaariges Mädchen, in dessen offener rechter Hand eine offene Flamme loderte. Die Pupillen ihrer blauen Augen huschten aufgeregt von einer Abzweigung des Ganges zur nächsten. Immer, wenn sie in diesen eine Wache oder eine andere Person erkannte, die ihr feindlich gesinnt schein könnte, würde sie sofort in den Angriff übergehen…
Iia Ifrit. Sie gehört der Rasse der Flammellen, oder Flammelfen an, einer der vier Hauptgruppen an elfenähnlichen Mutantenrassen in The City. Die anderen dieser Rassen waren die Waldellen, Nachtellen und Frostellen. Als Flammelle beherrscht Iia das Feuer und die Hitze und ihr Körper ist immer angenehm warm. Ihre wunderschönen klaren blauen Augen, ihr weiches oranges Haar, ihre liebliche Figur, ihre zarte Stimme und ihre herzerwärmende Art machen sie zu einem unscheinbaren Gegner, doch ist in ihrer Nähe höchste Vorsicht geboten. Nur in die Nähe ihrer lodernden Flammen zu kommen kann einen Hitzeschock und Ohnmacht verursachen.
…Iia schien angespannt. Ihr gefiel es gar nicht, um jede Ecke Gefahr zu befürchten. Sie kannte ihre Stärke, doch nur ungern setzte sie sie ein um andere zu verletzen. Viel lieber würde sie nun an der Seite des Jungen sein, den sie liebte, anstatt hier zwischen bewusstlosen Männern hindurch zu marschieren.

Was das Mädchen nicht wusste, war, dass der Junge ihrer Träume nicht allzu weit von ihr entfernt in einen Kampf mit dem Sohn des Hausbesitzers verwickelt war. Dieser Sohnemann war ein Mutant, welcher seinen gesamten Körper mit einer Haut aus Fels überzogen hatte und trotz eingeschränkter Bewegungsfreiheit nun doch einiges an Angriffsstärke hinzugewonnen hatte. Sein Gegner schien diesen nur mit einem desinteressierten Blick zu beobachten…
Shea del Fabro, ein Nachtdrachenmutant - oder wie andere es ausdrückten, ein Monddrache, da es der Mond war, der ihn mit Energie versorgt. Ohne Mondlicht in seinem Körper kann er nur fliegen, mit absorbiertem Mondlicht jedoch kann er noch dazu Feuer speien und übermenschlich stark werden. Nebenbei beherrscht Shea auch noch schwache Eis- und Feuermagie, welche er Großteils als Mittel zur Ablenkung verwendet.
Nach außen hin scheint Shea meist unberührt, doch innerlich überlegte er jede seiner Taten genau. Wenn sich ein seltenes Grinsen auf seine Lippen schlich musste man sich vor ihm in Acht nehmen.

…Nahezu spielerisch wich Shea den steinernen Fausthieben seines Gegners aus und verpasste diesem als Gegenleistung einige gezielte Schläge. Diese schienen für sich alleine nicht viel zu bewirken – womöglich spürte sie Sheas Gegner gar nicht – doch nach und nach begann die schützende Felsschicht seines Gegners zu bröckeln und würde irgendwann eine Chance für einen wahren Angriff des Monddrachen eröffnen.

Nicht abgelenkt von irgendwelchen feindseeligen Kreaturen befand sich ein letztes Mädchen, nur gekleidet in einem übergeworfenen Stofffetzen, im wohl größten Raum des Gebäudes. Während ihre Freunde Unruhe im Haus stiftete hatte sie sich hierher begeben, um zu stehlen, weshalb sie hier waren…
Vice Elberough. Sie ist eine echsenartige Mutantin mit der Fähigkeit ihren Körper vollständig oder teilweise in jeder Hinsicht zu verwandeln. Ihre Originalform ist die eines kleinen Mädchens mit einem über drei Meter langen Schweif den sie wie eine dritte Hand verwenden kann. Dieser Schweif ist noch dazu kräftig genug um sich mit diesem an etwas festzuhalten oder ihn als Waffe zu benutzen. Natürlich bevorzugt sie jedoch den Einsatz ihrer völlig uneingeschränkten Verwandlungen, die sowohl Ganzkörperverwandlungen als auch nur teilweise Verwandlungen miteinschließen.
Vice macht immer was sie will und schämt sich für nichts das sie tut. Sie redet selten und lässt lieber Taten für sich sprechen. Macht sie jedoch ihren Mund auf, zeigt sich ihre hohe Intelligenz, die sonst in ihrem Inneren unbemerkt bleibt.

…Der große Raum war voller Glasvitrinen, voll mit Schmuck und anderen Wertsachen, doch für Vice waren diese alle nicht von Bedeutung. Nur eine der Vitrinen war ihr Ziel. Die, in welcher sich eine alte Steintafel befand. Unmöglich konnte sie entziffern, was das Gekritzelte auf erwähnter Tafel zu bedeuten hatte, doch schlussendlich war dies auch egal. Das hässliche Ding war wichtig für ihren Auftraggeber, also würde sie es stehlen.
Mi dem Rücken zu der Vitrine hob Vice ihren Schweif, dessen herzförmiges Ende sich in eine scharfe Klinge verwandelte. Dessen Bewegungen aus ihren Augenwinkeln folgend schnitt sie ein rundes Loch in das Glas der Vitrine und griff dann nach der Steintafel in deren Inneren.
Mission abgeschlossen? Nicht so schnell wie erhofft, denn mit dem Entfernen der Tafel begann ein ohrenbetäubender Alarm loszuschlagen.
„Verdammt!“ rief sie aus und lief mit der Tafel unter ihren Armen aus dem Raum.



„Die Polizei ist nur wenige Minuten später eingetroffen. Ich habe befürchtet, wir würden geschnappt werden.“ erzählte Iia aufgeregt, zwei Stunden nach dem Überfall.
„Polizei. Diese Typen vor der The City Police haben doch keine Chance. Una hat nur eine kleine Explosion ausgelöst und wir konnten in dem Rauch verschwinden. Unfähig.“ kommentierte Shea dies und blickte nachdenklich zu dem rothaarigen Mädchen neben sich, welches sich während ihrer Ausführungen an seinen Arm klammerte. Die Liebe der Flammelle zu ihm war einseitig, doch genoss er ihre Wärme. Es war nicht so, dass er sie nicht leiden konnte, doch war sie einfach nicht sein Typ – viel zu anhänglich. Wenn sie nicht so nett und süß wäre, hätte er ihr sicherlich längst seine Meinung gesagt.
„Unterschätz sie nicht. Einige Polizisten können gefährlich werden. Insbesondere wenn es sich nicht um diese mechanischen Blechdosen handelt, die sie in Massen produzieren.“ warnte nun die Stimme eines etwas älteren Mannes. „Ah, nichts für Ungut, Una.“ fügte er dann noch schnell hinzu, in der Angst den Cyborg beleidigt zu haben.
„Kein Problem, Silver.“ erwiderte diese nur schwach und kühl lächelnd…
Marc Klinger, ein 28-Jähriger, der versessen behauptet, ein Nachkomme des legendären Silvers zu sein. Silver war der Anführer der The Chaos Scorpions, kurz TCS. Sie waren eine Gruppe die an der Seite der The City Safers gegen die Trohn der Vergangenheit gekämpft hatten. Von ihnen leitet sich auch der Name der Gruppe Scorpions ab, deren Mitglieder Una, Iia Ifrit, Shea del Fabro und Vice Elberough dem Befehl Marc Klingers unterstehen. Aufgrund seiner angeblichen Abstammung besteht Marc darauf, von ihnen Silver genannt zu werden.
So weit hergeholt seine Verbindung zu dem legendären Silver zwar ist, seine Fähigkeiten sprechen für Marc. Er ist ein Silveredge und kann zwei durch Ketten verbundene Silbersicheln aus dem nichts hervor beschwören – dieselbe Waffe, die Silver geführt hatte.
Abgesehen von seiner Besessenheit und seinen Fähigkeiten ist Marc äußerst intelligent. Er kommandiert die Scorpions, welche er von den Straßen The Citys aufgegabelt hatte. Das ist auch der Grund, wieso sie für ihn das Gesetz brechen. Würden sie es nicht tun, würden sie wieder auf der Straße sitzen und womöglich innerhalb eines Monats tot unter der Erde liegen. Es gibt keinen Grund für sie darüber nachzudenken, wie es da draußen wäre, da sowohl Vice, Iia und Shea es schon erlebt hatten, wie brutal das Leben dort draußen war.
Was Marc mit all den seltsamen Dingen tat, die das Quartett für ihn stahl, blieb für seine Gehilfen jedoch wohl ein ewiges Geheimnis.

…Marc hob seine Beine auf den großen rechteckigen Tisch, um den die ganze Mannschaft saß, und schlug diese überkreuz, während er die Steintafel, die vor Vice auf dem Tisch lag musterte.
„Aber lassen wir das. Egal wie knapp und gefährlich es schlussendlich war, ihr habt ausgezeichnete Arbeit geleistet.“ lobte er die Scorpions, woraufhin Una die erste war, die sich von ihrem Stuhl erhob.
„Wir sind fertig? Dann gehe ich als erste duschen.“ kommentierte sie dies, wartete jedoch noch auf das zustimmende Nicken Silvers, bevor sie den Raum verließ.
Dieser Raum war ein nicht allzu großer, jedoch hoher Speisesaal im ersten Stock eines alt wirkenden Gemäuers. Bevor die Scorpions hier eingezogen waren, war dieses alte Gebäude ein zum Abriss bestimmtes altes Waisenhaus gewesen. Marc jedoch hatte eine Menge Geld dafür bezahlt und somit den Abriss verhindert. Er hatte sich in dem Gebäude eingenistet und über den Verlauf von zwei Jahren die Gruppe von vier Jugendlichen aufgegriffen, die nun mit ihm dort lebten. Niemand der in der Nähe des Waisenhauses wohnte schien die Aktivitäten der neuen Bewohner jemals als seltsam empfunden zu haben.
Im Inneren des Waisenhauses sah es nicht viel anders aus, als zu der Zeit vor zwei Jahren, als man es abreißen wollte. Marc und seine Freunde hatten es zwar hier und da etwas renoviert, jedoch hatte sich der Aufbau des Gebäudes selbst nicht geändert. Es hatte vier Stockwerke, verbunden miteinander durch ein altes knarzendes Treppenhaus. Die obersten zwei Stockwerke umfassten je vier kleine Zimmer die sich als Schlafzimmer offenbarten. Marc und Shea wohnten im zweiten Stock, die drei Mädchen im dritten. Der erste Stock beherbergte den kleinen Speisesaal in dem sich die Gruppe gerade befand und die an ihn angrenzende Küche.
Die Scorpions konnten von Glück sprechen, dass sie zu fünft an einem Ort lebten, der ursprünglich für 16 Personen erbaut worden war. Jeder von ihnen hatte somit ein großes Zimmer für sich alleine, welches ursprünglich für zwei Personen geplant gewesen wäre. Es war somit ganz in Ordnung hier zu leben, wenn man nicht daran dachte, wie ungemütlich und eng es gewesen sein musste, als dieses Waisenhaus noch als ein solches benutzt wurde.

Nachdem Una den Raum verlassen schob Vice die Steintafel über den Tisch zu Silver, welcher diese in beide Hände nahm und über sich in die Luft hielt. Sie war nicht größer als ein Blatt Papier und gerade mal wenige Zentimeter dick. Ein zerbrechliches Stück.
„Kannst du lesen, was darauf steht, Silver?“ fragte Iia den Mann ihr gegenüber interessiert und drückte dabei ihren gesamten Oberkörper an den Arm des Jungen zu ihrer rechten. Dieser schien dies zu ignorieren, während er ebenfalls gebannt eine Antwort erwartete.
„Nicht ein Sterbenswörtchen, doch kann ich es erahnen.“ erklärte Silver dann jedoch nur und nahm seine Beine vom Tisch um die Steintafel wieder sachte auf diesem niederzulegen. „Diese Tafel ist eine uralte Aufzeichnung eines Kalenders. Er ist zwar sicherlich in keinster Weiße mehr aktuell, doch ein wahres Bildnis unvergessener Vergangenheit.“
„Hässlich.“ kommentierte Vice den Kalender nur und zog einen Kaugummistreifen hervor, den sie sich in den Mund steckte.
Die Reaktion des Mädchens verlangte Silver ein schwaches Lächeln und ein Schulterzucken ab.
„Das ist das gleiche, das du zu unserem letzten großen Fang gesagt hast.“ erklärte er und deutete mit erhobener Hand an die Wand hinter sich, wo ein mehrere Meter großes, schweres, hölzernes Kreuz hing, an dem die Nachbildung eines halbnackter Mann befestigt war, welcher so aussah, als wäre er an das Kreuz genagelt worden. Wenn man Silver glauben konnte, war es ein Überbleibsel einer lange vergessenen Glaubensrichtung. Ein Bildnis des festen Glaubens der Menschen oder irgendetwas ähnliches.
„Es ist auch hässlich.“ kommentierte Shea nun mit einem plötzlichen Grinsen auf seinen Lippen, in welches auch Silver einstimmte.
„Aber wertvoll, genauso wie dieses Stück Stein.“ bemerkte er.
„Nicht viel wert, wenn du es nur hier hängen lässt. Da hilft es dir genauso viel wie in diesem seltsamen Gebäude wo wir es her haben.“ hakte Shea weiterhin grinsend nach und stemmte jetzt sein Kinn auf seine rechte, freie Hand. Es war sofort klar, dass er einen Versuch gestartet hatte, um herauszufinden, wofür Marc all das seltsame Zeug, das sie für ihn gestohlen hatten, brauchte. Dummerweise war es auch für den Gefragten sofort klar.
„Hier an der Wand ist es für mich wertvoller als jedes Geld, das ich für es bekommen könnte. Auch wenn ich es dir erklären würde, würdest du nicht viel damit anfangen können.“
„Du kannst es ja probieren, Silver.“
Der Mann stand von seinem Stuhl auf und blickte weiterhin lächelnd auf den Jungen ihm gegenüber hinab.
„Vielleicht ein andermal.“ schloss er schließlich, nahm die gestohlene Steintafel unter seinen Arm und verschwand in Richtung Treppenhaus, wohl auf dem Weg zu seinem Zimmer.

„Versagt.“ kam es von Vice, als Silver den Raum verlassen hatte. Sie griff sich danach in den Mund und zog ihren Kaugummi in die Länge während sie ihn sich um ihren Finger wickelte und dann wieder in ihren Mund steckte.
Shea, für den diese Aussage bestimmt war, ließ seinen Kopf leicht hängen, während sein Grinsen sich verzog. Iia wollte wiedersprechen, doch kam ihr der Junge in ihren Armen zuvor.
„Ich hab zu hoch gespielt und alles verloren. Er ist zu schlau für mich.“ gab er zu und blickte aus seinen Augenwinkeln zu Iia auf, welche nun seinen Arm endlich losgelassen hatte, jedoch ihren rechten Arm nun auf die ihr zugewandte Schulter des Jungen legte.
„Irgendwann finden wir schon raus, was er mit all dem alten Zeug bezwecken will.“ sagte sie aufmunternd. „Und bis dahin, machen wir einfach so weiter wie bis jetzt.“ fügte sie hinzu und stand von ihrem Stuhl auf. Mit einem kurzen Winken ließ sie Shea und Vice alleine zurück.

Der Junge verschränkte seine Arme auf dem Tisch und ließ seinen Kopf auf diese sinken, während er Vices weiteres, schmatzendes Spiel mit deren Kaugummi belauschte.
„Vice, was hältst du von dem, was wir machen?“ fragte der Drache schließlich, ohne das Mädchen dabei anzusehen. Es dauerte etwas bis sie antwortete, doch da sie während des Überlegens damit aufhörte, mit ihrer Kaugummi zu spielen, wusste der Junge das sie nachdachte.
„Unsicher.“ kam es dann knapp vor ihrer Seite. Nicht gerade eine vielversprechende Antwort.
„Die The Chaos Scorpions waren Helden, die an der Seite der The City Safers kämpften. Wir sind bloß einfache Diebe, die deren Namen in den Dreck ziehen, weil Marc sich für den Nachkommen des legendären Silvers hält.“ murmelte der Junge vor sich hin und das Mädchen lauschte.
„Vielleicht.“ sagte sie nun.
„Ist es wirklich okay, das zu tun, was wir tun?“ fragte der Junge nachdenklich klingend weiter und hörte das Platzen einer Kaugummiblase die ihn zu Vice aufsehen ließ. Das Mädchen starrte ihn mit ihren eiskalten Augen an, doch alles in allem schien sie eher erstaunt über die Worte ihres Mitbewohners. Immerhin schien es sie nicht einmal zu stören, dass ihr Überreste ihrer Kaugummiblase überall im Gesicht klebten.
„Du machst dir zu viele Gedanken, Monddrache.“ begann sie nun. „Gefährliche Gedanken.“ erweiterte sie. „Was wir machen ist zwar gegen das Gesetz, doch heißt das nicht unausweichlich, dass es nicht für das Wohl aller ist.“
Ein Grinsen kehrte auf Sheas Gesicht zurück, als Vice geendet hatte.
„Von der Seite hab ich das noch gar nicht betrachtet.“ bemerkte er und stand von seinem Stuhl auf. „Danke. Aber jetzt musst du mich leider entschuldigen. Ich muss Iia in der Dusche bespannen und dabei von ihr ertappt werden, sonst denkt sie noch, ich will nichts von ihr.“ Er klang nicht wirklich enthusiastisch dabei als er sich mit diesen Worten ins Treppenhaus begab.

Sich in der eingekehrten Stille ein Stück Kaugummi von der Wange zupfend sah Vice dem Jungen auch noch hinterher, nachdem er seit einigen Sekunden verschwunden war.
„Was ist so schlimm daran, ob sie denkt du willst nichts von ihr, wenn du nichts von ihr willst.“ murmelte sie ruhig zu sich selbst und warf das Kaugummistück in ihren Mund, um erneut daran herum zu kauen.
Sie war nun völlig alleine gelassen worden, doch störte sie das nicht. Es erlaubte ihr, in Ruhe zu denken. Sie blickte auf zu dem religiösen Götzenbild das an der Wand hing und musterte dieses nachdenklich. Es zu stehlen war nicht minder schwierig gewesen als der Raubzug dieses Tages. Um ehrlich zu sein waren diese beiden Raubzüge ihre bisher gefährlichsten gewesen. Die Masse davor und dazwischen erschien wie eine Ansammlung an kleinen Fischen. Eine Ablenkung von den großen Fischen.
Marc hatte irgendetwas geplant, wofür er die großen Fische benötigte. Soviel konnte sich Vice ausmalen. Nur was das war, war in keinster Weise ersichtlich. War es etwas Gutes oder etwas Schlechtes? Wie sie ihren Vorgesetzten einschätzte konnte es beides sein. Er war zwar ein recht netter Kerl nach außen hin, doch wusste sie, wie auch ihre Freunde, nahezu gar nichts über ihn.
„Und bis dahin, machen wir einfach so weiter wie bis jetzt.“ wiederholte sie Iias Worte und verließ schließlich als letzte auch den Speisesaal, begleitet von dem fernen, hysterischen Kreischen einer jungen Flammelle, die gerade mit einem Stück Seife nach ihrem geliebten Spanner warf.

To be continued!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.02.2011, 18:38 von Black-Cat. )
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Beitrag: #2
vom - RE: [TC2] The Silver
Part II – Their Pasts

Es war nun einige Tage nach dem Raub des antiken Kalenders.

Dritter Stock, Iias Zimmer. Die Wände waren mit an einigen Stellen herab fallenden, bunten, in warmen Farben gehalten Tapeten beklebt. Drei große Fenster mit roten, geöffneten Vorhängen ließen das Licht der Sonne herein. Der Boden war mit hellem Parkett verkleidet worden und bot eine große freie Fläche, die Iia gerne für Tanzeinlagen nützt. Ein großes Bett mit oranger, kuschelig weicher Bettwäsche und einem mittelgroßen Schaf-Stofftier nahm nahezu ein Viertel des Zimmers ein. Ein kleiner, niedriger, runder Holztisch mit einer imitierten Bienenwachskerze darauf stand direkt daneben und nahm den Platz eines Nachtkästchens ein. Weiters fand man in dem Zimmer einen großen Kleiderschrank mit jedoch nicht allzu viel Auswahl in seinem Innere und kleines Bücherregal mit verschiedenen Kinderbüchern – ein Hobby der Flammelle.
Momentan, morgens um 6:00 Uhr, fand man Iia mit ihrem Rücken an ihr Bett gelehnt am Boden sitzend. Sie war gekleidet in einem lila Schlafanzug mit einem flauschigen Kragen und ihr langes Haar hatte sie über ihre linke Schulter geworfen während sie in ihren Händen ein Bilderbuch hielt.
Die Karikaturen und Geschichten aus dem Buch waren sicherlich für Kinder jüngerer Altersgruppen gemacht worden, doch liebte sie die Einfachheit dieser. In ihrer Frühkindheit hatte sie nie solche Bücher gehabt, was wohl einer der Gründe war, wieso sie jetzt so viel mit diesen verband.
„Und dann ließ die Prinzessin ihr langes Haar von dem Turm herab, so dass der Prinz an diesem empor klettern konnte.“ murmelte sie schwärmend zu sich selbst und strich sich dabei durch ihr eigenes Haar, während sie mit verträumtem Blick das Bild eines hübschen, blonden Mädchens mit mehreren Metern langen Haars begutachtete, welches dieses an der Mauer eines hohen Turms in dem sie eingesperrt war zu einem hübschen Jüngling hinab fallen ließ.
Warum nur war ihr Haar nicht so lang? Sheas Zimmer lag direkt unter dem ihren, so wäre es sicherlich… nein, so langes Haar würde ihr sicherlich nur in die Quere kommen. Ein leises Kichern kam über ihre Lippen. Über was für Belanglosigkeiten sie manchmal nachdachte – es amüsierte sie selbst. Sie legte ihr Buch neben sich auf den Parkettboden und ließ ihren Hinterkopf auf die Matratze ihres Bettes sinken. Sie war nun 14 Jahre alt und was hatte sie aus ihrem Leben gemacht? Sie war von Eltern geboren worden, die sie nie kennenlernte, die sie auf der Straße aussetzten und hatte sich dort selbstständig zu dem gemacht, was sie nun war, bis Silver sie bei sich aufgenommen hatte, sie sich über beide Ohren in Shea verliebt hatte und sie Seite an Seite mit ihrem Geliebten zu einer Diebin und Mörderin wurde.

Iias Leben war alles andere als wünschenswert und doch hatte sie es geschafft, auch auf der Straße ein recht gesetzliches Leben zu führen. Sie hatte sich das Geld, das sie zum Überleben brauchte, als Aushilfe in einem kleinen Restaurant verdient und dort war es auch gewesen, dass Silver ihr zum ersten Mal begegnet war. Zuerst war er nur ein normaler Kunde, doch dann erschien er immer und immer wieder, bis er sie eines Tages nach der Arbeit auf der Straße abgefangen hatte.
Er hatte erkannt, dass sie keine Bleibe hatte und nicht gut bezahlt wurde. Er hatte ihr angeboten, bei sich zu leben und sie zu versorgen. Niemand hatte ihr je beigebracht, nicht auf Fremde zu hören, so sagte sie ohne zu überlegen zu, ungewiss dessen, worauf sie sich da einlassen würde.
Schnell erkannte sie, Silver war kein normaler Kerl. Er verlangte von ihr, Raubzüge zu begehen. Er erkannte ihre Fähigkeiten und verlangte, dass sie sie gegen andere einsetzte. Sie sollte andere verletzen, ihnen Leid zufügen, wenn es nicht anders ginge, sie töten. Nur der Gedanke daran schmerzte die Flammelle sehr und sie wehrte sich anfangs, doch gab es etwas, das es ihr wert war, weiterzumachen.
Sie war nicht mehr alleine. Nicht nur war da Silver sondern da waren auch erst zwei, dann drei Personen in ihrem Alter, die sich in derselben Situation wie sie wiederfanden. Ihre Freundschaft zu diesen, ihre Liebe zu einem von ihnen, machte es ihr möglich, all die Pein, die sie sich mit ihren Taten zufügte, durchzustehen.

Es klopfte an der Zimmertür.

Dritter Stock, Vices Zimmer. Ein Raum in nahezu totaler Dunkelheit. Durch die drei Fenster, die das Zimmer hatte, sah man nur die Wände des angrenzenden Gebäudes – noch dazu waren dunkelgrüne, eingerissene Vorhänge vor diese gezogen worden. Die Wände des Zimmers waren in ihrer natürlichsten, zementierten Form belassen worden und hier und da wiesen sie zentimetertiefe Kratzspuren auf. Von solchen Spuren verschont war der von einem schwarzen, langhaarigen Teppich überzogene Boden – er glich in gewisser Hinsicht einem frisch gemähten Rasen und es kitzelte etwas, wenn man barfuß über diesen hinweg ging. Sonst noch fand sich in dem für seine Bewohnerin wohl viel zu großen Raum nur ein an der Wand befestigter, großer Spiegel. Er war nicht ganz von jedweder Beschädigung verschont, doch tat er seinen Zweck noch recht gut. Schnell fand man das Fehlen eines Bettes in dem Zimmer vor, doch erklärte dies den im Grunde recht gemütlichen Boden.
Momentan, um nicht früher als 8:00 Uhr morgens, fand man Vice, eingerollt in demselben Tuch, das wohl ihr einziges Kleidungsstück darstellte, mitten auf dem Boden liegend vor.
Sie schlief mit ihrem Bauch auf dem Boden und der Spitze ihres Schweifes in den Himmel gestreckt welcher sich leicht hin und her bewegte und sich aufgrund seiner Länge auch nicht davon stören ließ, wenn das Mädchen an dem er hing am Boden herum rollte. Wachsam nahm die Schweifspitze jede Schwingung in der Luft auf, was es dem Mädchen erlaubte, jederzeit sofort aufzuspringen, wenn ihr jemand zu nahe kam.
Angeborene Fähigkeiten wie diese waren für ein Mädchen wie Vice schon immer überlebensnotwendig gewesen. Ihre Originalform bot wenig Schutz gegen Angriffe, mit einem rein auf Geschwindigkeit und Beweglichkeit getrimmten Körperbau. Da sie auf diesen Körper angewiesen war, wenn sie lautlos herum schlich, um sich ihrer Beute oder ihrem Opfer zu nähern, war es unentbehrlich die kleinsten Bewegung in ihrer Nähe zu spüren, bevor es zu spät war.

Vices Vergangenheit hätte auch niemals eine Zukunft nach sich gezogen, hätte ihr Körper keine Fähigkeiten geboten sich zu schützen. Sie war kreiert worden in einem der vielen Labore The Citys als ein neuer Prototyp eines Wesens, das in jeder möglichen Situation eingesetzt werden konnte. Wäre der Prototyp ein Erfolg gewesen, so hätte man ihn als Einsatzkräfte für die Polizei, die Feuerwehr oder für den Einsatz bei anderen gefährlichen Situationen in Massen produziert. Leider zeigte der Prototyp jedoch einen irreparablen Fehler auf: Die Anpassungsfähigkeit, die die Kreation ausmachen sollte, schien erst nach unzähligen realitätsnahen Situationen einsatzfähig zu werden – es wäre somit ein unbeschreiblicher Aufwand gewesen, Vice in Massen zu produzieren. Das Projekt wurde gestoppt und Roboter wurden nach wie vor für zu gefährliche Situationen benutzt.
Vice, als ein fehlgeschlagenes Projekt, sollte verschrottet, oder in ihrem Fall, da sie ein lebendes, atmendes, denkendes Wesen war, getötet werden. Zu ihrem Glück jedoch erkannte sie die sich ihr nähernde Gefahr vorzeitig und konnte ihre Peiniger überlisten und aus deren Klauen fliehen – nicht jedoch, ohne dabei ein gehöriges Blutbad zu hinterlassen, das jedwede Neuaufnahmen des Projektes zu Nichte machte. Nie mehr sollte sie irgendjemandes Befehlen gehorchen müssen, war was sie sich damals gedacht hatte.
Nicht so unwiderleglich hielt sie sich jedoch an diese Entscheidung, als das Gebäude, in dem sie sich nach ihrer Flucht zurückgezogen hatte, abgerissen werden sollte. Der Mann der den Abriss schlussendlich verhinderte war ein Mann namens Silver - das Gebäude in dem sie gewohnt hatte war das Waisenhaus, welches sie auch nun noch ihr Zuhause nannte.
Sie konnte den Charakter des jungen Mannes vorerst nicht ausstehen, doch störte sie seine Anwesenheit nicht genug, als dass sie ihn vertrieben hätte und erneut riskiert hätte, dass ihr Zuhause abgerissen würde. Sie lebte mit ihm zusammen und er teilte seine Mahlzeiten mit ihr. Er begann das alte Gebäude zu renovieren und weitere Personen hier wohnen zu lassen. Wie ein Chamäleon an seine Umgebung passte Vice sich an die neue Situation an, die sich ihr darbot. Sie freundete sich mit den Jugendlichen an und folgte mit ihnen den Befehlen Silvers. Nach wie vor hielt sie ihren neuen Vorgesetzten für nicht sonderlich sympathisch, doch was sollte sie schon anderes machen, als sich anzupassen. Es war ihre Art, so zu handeln, wie sie es tat.

Der Schweif des jetzt 13-jährigen Mädchens erstarrte in seine Bewegung und ihre Augen öffneten sich, als sie in einem schnellen Sprung vom Boden an die Wand sprang und dort kleben blieb – jemand hatte sie an der Schulter berührt, ohne das sie bemerkt hatte, dass sich ihr jemand genähert hatte.

Dritter Stock, Unas Zimmer. Die Wände waren gestrichen in einer Mischung aus drei frischen Grüntönen, die Fenster des Raumes waren an ihren Seiten bestückt mit gelben Vorhängen und der Boden war mit langen Leisten aus dunklem Holz verkleidet worden. Eine Replik des großen Bettes in Iias Zimmer, nur mit rotbrauner, jedoch ebenso kuschelig weicher Bettwäsche, machte den Großteil des sonst freien Raumes aus. Tatsächlich war die Farbgebung des Raumes der einzige offensichtliche Unterschied zwischen den Zimmern der Flammelle und Una, was mitunter daran lag, das Iia dem Cyborg bei der Gestaltung unter die Arme gegriffen hatte. Sogar der kleine, niedrige Holztisch mit der imitierten Bienenwachskerze war auch in diesem Raum präsent. Anstatt von Iias Regal an Kinderbüchern hortete Una jedoch Geschichtsbücher, Geografische Atlanten und Wissenschaftliche Zeitschriften. Es sprach wohl für sie, einen Datenspeicher anstatt einem menschlichen Gehirn zu haben, der es ihr erlaubte, Unmengen an Daten langhaltig zu speichern. Umso problematischer war es wohl, als dieser Speicher unwiderruflich gelöscht wurde.
Momentan, kurz nach 8:00 Uhr, fand sich Una jedoch bereits lange nicht mehr in ihrem Zimmer wieder. Sie war schon seit 7:00 Uhr wach gewesen, hatte sich bereits gewaschen und dem Frühstück beigewohnt. Die anderen hatten sie nach dem Essen aufgefordert, nach der Schlafmütze zu sehen, die dieses verpasst hatte, Vice. Sie hatte sich ohne große Vorsicht in deren Zimmer begeben, sich neben das am Boden liegenden Mädchen gehockt und sie mit ihrem Zeigefinger an der Schulter angetippt, bis diese mit einer rapiden Bewegung von ihr weg sprang.

Nachdem Silver, Vice, Iia und Shea bereits zusammen wohnten, waren sie eines Tages bei einem Raubzug über den leblosen Körper eines Cyborgs gestolpert, welcher einfach weggeworfen zu sein worden schien. Silver hatte den Vorschlag gemacht, die Maschine mit sich zu nehmen, um sie zu untersuchen. Bei seinen Untersuchungen hatte der junge Mann festgestellt, das an dem Körper des Cyborgs im Grunde nichts kaputt war und dieser nur deaktiviert worden war – dies hieß, wer auch immer sein letzter Besitzer war, hatte ihn loswerden wollen und keine bessere Lösung gefunden, als ihn auf die Straße zu werfen.
Nach dem Motto „Wer es findet, darf es behalten.“ reaktivierte Silver den Cyborg und stellte schnell fest, dass dieser doch mehr durchlebt hatte, als eine Deaktivierung. All seine gespeicherten Daten waren gelöscht worden, was sowohl sein Wissen, seine Vergangenheit als auch seine Funktionen beinhielt. Eine vollständige Neuprogrammierung war notwendig.
Unter dem Namen Una wurde der Cyborg zu einem neuen Leben erweckt. Anstatt Una jedoch in eine gefühlslose Arbeitsmaschine zu verwandeln, die jedem Befehl ohne Hintergedanken gehorchte, machten Silver und seine Mitbewohner aus ihr ein Lebewesen auf gleicher Stufe mit ihnen. Sie wurden Freunde, ein Team. Silver brachte ihr Bücher, die Una über die Welt in der sie lebte informieren sollten und bis zu diesem Tag tut sie nichts lieber, als etwas Neues über sich und ihre Welt heraus zu finden.

Vice Augen leuchteten in der Dunkelheit ihres Raumes, als sie Una gebannt musterte. Die echsenähnliche Mutantin fand sich in einer vollen Angriffsstellung wieder, während der Cyborg vor ihr ruhig und unbewegt zu ihr aufsah. Man sah Vice an, wie sie die Situation nicht fassen konnte. Nicht nur hatte Una ihr Zimmer unbemerkt betreten, sondern sich ihr auch noch dazu unbemerkt genähert und es geschafft sie zu berühren. So etwas war noch nie zuvor passiert.
„Du hast verschlafen.“ bemerkte das Cyborg-Mädchen schließlich und brach damit die unerträgliche Stille im Raum.
Vice ließ sich von der Wand auf den Boden sinken und zog ihr Tuch eng um sich. Sie näherte sich Una und berührte deren Wange mit ihrer Handfläche. Sie fühlte nichts Ungewöhnliches an ihr. Sie spürte die Präsenz ihrer Mitbewohnerin nun wieder klar und deutlich.
„Stimmt etwas nicht…?“ fragte Una nun und griff mit ihrer Hand nach der, die Vice an ihre Wange gelegt hatte. Diese zog ihre Hand jedoch mit einer schnellen Bewegung zu sich selbst zurück.
„Nichts.“ sagte sie knapp und schritt an der anderen vorbei aus dem Zimmer, auf dem Weg zum Frühstück. Una blieb noch einige Sekunden zurück in Vice Zimmer und sah sich um, bevor sie der Gestaltwandlerin folgte. Irgendetwas war nicht im in Ordnung…

Zweiter Stock, Sheas Zimmer. Der Junge hatte sich dafür entschieden, seine Wände in einfachem Weiß zu streichen. Die Fenster hier hatten keine Vorhänge und waren der Straße zugewandt, so dass der Mond eine Chance hatte, nachts auf sein Bett zu scheinen. Der Boden von Sheas Zimmers war mit demselben Paketboden gekleidet wie der in Iias Zimmer. Das Bett im Raum war kleiner als das der Mädchen mit Bettwäsche gehalten in hellem Blau. Sonst noch im Raum befanden sich ein leeres Bücherregal, ein kleiner Schrank mit Ersatzkleidung und ein Schreibtisch auf dem einige eingerahmte Fotos und eine Kamera Platz fanden.
Auf einem der Fotos sah man Shea und Iia, wobei sich das Mädchen an die Seite des Jungen presste und ihm einen Kuss auf die Wange drückte. Auf einem anderen Foto sah man ein Gruppenfoto der Scorpions ohne Una, daneben ein Einzelfoto des Cyborgs. Dann waren da Fotos des Kreuzes im Speisesaal und des Antiken Kalenders und ein Foto mit zwei Erwachsenen und einem kleinen Kind – Sheas Eltern und ihm. Auf einem letzten Foto war dann noch ein glücklich lächelndes Mädchen im zarten Alter von vielleicht fünf Jahren, mit orangerosanem, langem Haar und einem großen schwarzen Hexenhut in ihren Armen, welcher ein Gesicht zu haben schien, das stark an einen Halloween-Kürbis erinnerte.
Es war gerade kurz vor 6:00 Uhr morgens, als Shea aufgestanden war und sich angezogen hatte. Er ging an dem Schreibtisch mit den Fotos vorbei, jedem dieser einen flüchtigen Blick zuwerfend, während er sich zu seiner Zimmertür begab und durch diese ins Treppenhaus hinaus trat.

Shea war bis zu seinem achten Lebensjahr bei seinen Eltern aufgewachsen. Er hatte ein wirklich wünschenswertes Leben. Seine Eltern waren wunderbare Menschen gewesen und er hatte auch eine große Schwester, ein wunderschönes Mädchen, mit der er sich zwar hin und wieder gestritten hatte, doch sich auch immer wieder schnell vertragen hatte. Shea hatte auch viele Freunde gefunden, unter ihnen jedoch keine so wertvoll wie Franziska, ein Mädchen, das zwar um ein Jahr jünger war als er, jedoch immer dazu bereit war, alles Mögliche mit ihm zu unternehmen. Sie war fast wie eine kleine Schwester für den Jungen gewesen, doch war er für sie etwas anderes. Shea hatte es niemals bemerkt, doch hing dieses kleine Mädchen ungemein an ihm. Sie war eifersüchtig auf jeden anderen, der dem Jungen auch nur nahe kam. Sie wollte ihn für sich alleine, sie wollte nicht dass man ihn ihr weg nahm. Ganz oben auf der Liste der Personen, die sie deshalb hasste, war die Familie des Monddrachen.
„Shee? Was ist los, Shee?“ Nie mehr sollte er die Stimme des Mädchens vergessen. „Shee, ich habe sie weg gemacht! Wir können jetzt für alle Ewigkeiten miteinander spielen, Shee!“ Nie mehr würde er den Anblick vergessen, wie das kleine Mädchen mit einem Messer in der einen und einem Hexenhut in der anderen, lachend zwischen den entstellten Körpern seiner Familienmitglieder herum sprang. „Komm, Shee, lass und etwas spielen. Niemand wird uns mehr stören, und wenn, dann…“ Sie hatte das Messer durch die Luft geschwungen und dabei Blut von dessen Klinge in Sheas Gesicht spritzen lassen. Nie mehr sollte er den Ablauf dieses Abends vergessen. „Shee!? Was machst du Shee!? Hilf mir!!! Lasst mich los!!!! Shee!!!!! Shee!!!!!!” Nie mehr sollte er den Wahnsinn in ihren Augen vergessen, als sie von Männern in weißen Kitteln abgeführt wurde.
Er hatte innerhalb eines Abends alles verloren. Seine Eltern, seine Schwester, seine beste Freundin, alles. Es gab niemanden mehr, der sich um den Jungen kümmerte. Niemand beachtete ihn. Seine anderen Freunde gingen ihm aus dem Weg, er flog von der Schule, er landete auf der Straße. Nur mit aller Mühe kämpfte er sich durch, bis er eines Morgens nicht mehr auf den Straßen, sondern in einem heruntergeko0mmen Waisenhaus erwachte. Silver hatte ihn aufgegabelt und dorthin gebracht. Schnell hatten der junge Mann Shea alles erklärt, das wichtig war, und ihm einen neuen Sinn in seinem Leben gegeben. Hier traf Silver jedoch auf etwas Gegenwehr, denn sein neuer Mitbewohner hatte bereits einen Sinn in seinem Leben.
„Ich will dieses Mädchen… ich will es in meinen Händen zerquetschen, Silver.“
Der nun 13-jährige Shea hatte das Foto seiner Eltern und das Foto seines schlimmsten Feindes immer nahe bei sich getragen. Er erzählte nur Personen von seiner Vergangenheit, die ihm nahe standen. Unter den Scorions kannte nur Silver seine wahre Geschichte.

Nach dreimaligem Schlagen seines Handrückens an die Tür vor ihm trat Shea ohne auf eine Antwort zu warten in Iias Zimmer ein, wo er diese am Boden sitzend vorfand. Ein zugeklapptes Bilderbuch lag neben ihr, so konnte er schließen, sie war nicht gerade erst aufgestanden. Da sie jedoch immernoch ihren Schlafanzug trug, konnte er auch schließen, dass sie es nicht geplant hatte in nächster Zukunft ihr Zimmer zu verlassen.
„Guten Morgen.“ kam es von dem Mädchen, das erst erstaunt über den frühen Besuch war, dann jedoch das glücklichste Lächeln der Welt auf ihre Lippen zauberte.
Shea näherte sich ihr wortlos und setzte sich neben ihr auf den Paketboden, bevor er einen seiner Arme hinter ihrem Hals herum auf die von ihm weiter entfernte Schulter des Mädchens legte. Diese war es nicht gewohnt, dass der Junge, dem ihr Herz gehörte, sich ihr näherte und nicht umgekehrt, so begann ihr Herz in einem Augenblick rasend schnell zu pochen. Es war sonst so leise im Raum, dass Shea dies hören konnte, doch ließ er sich davon nicht stören. Ein Grinsen trat auf seine Lippen, als er seinen Kopf in die Richtung des Mädchens neben sich drehte.
„Iia, hast du etwas Zeit?“ fragte der Junge ruhig, woraufhin das Mädchen nur aufgeregt nickte.
„Was denkst du über das, was wir machen?“ fragte der Junge somit weiter, woraufhin das Mädchen hochrot im Gesicht wurde.
„I-ich weiß nicht. E-es, ahm… N-nein, i-ich bin b-bereit für alles, das d-du willst, Shea!“
Die Röte im Gesicht des Mädchens ließ darauf schließen, das sie kurz davor war zu schmelzen, doch der Junge neben ihr festigte nur den Griff an der Schulter des Mädchens und näherte sein Gesicht dem ihren etwas mehr.
„Ich meine, was wir als Gruppe machen.“ stellte er kla-
„G-GRUPPE!?!“ Das Mädchen sprang aufgeschrocken von ihm weg und erstarrte mitten in der Bewegung. „W-wie, wa-?!“ Nein, nein, nein, sie konnte jetzt nicht zurück weichen. Wenn sie jetzt zurück wich, dann würde sich nie wieder eine solche Chance erge…ben…
Shea betrachtete die Flammelle mit einem nach wie vor präsenten Grinsen auf seinen Lippen. Eben jenes Grinsen, hatte sie nun auch bemerkt.
„D-du redest von unserer Arbeit, richtig?“ fragte Iia nun zögerlich.
„Klar, was hast du gedacht?“ erwiderte ihr gegenüber nur knapp.
„Nnnn-ichts! Nichts nichts nichts, also was hast du gefragt?“
Der Junge machte eine Handbewegung, die das Mädchen dazu aufforderte, wieder neben ihm Platz zu nehmen. Dieses Mal legte er nicht seinen Arm um sie, sondern sie ihre Hand auf die seine, welche flach auf dem Boden lag.
„Wie gesagt, ich wollte wissen was du über unsere Tätigkeiten denkst.“ wiederholte der Junge seine Frage nun erneut.
„Tätigkeit… äh, ah. I-ich habe darüber auch schon nachgedacht. Es… ist nicht wirklich ungefährlich, findest du nicht?“
„Ja, das ist ein Punkt, aber das meine ich nicht. Denkst du, was wir machen ist das Richtige?“ Auf diese Worte hin musste Iia einige Sekunden lang überlegen, bevor sie wieder antwortete.
„Das… ist schwer zu sagen. Wir stehlen recht wertvolle Dinge, aber die Leute, von denen wir sie stehlen scheinen auch nicht gerade nett zu sein…“
„Würdest du nett sein, wenn jemand bei dir eindringt, um deinen wertvollsten Schatz zu stehlen?“
„Ah, nein, du hast Recht.“
„Wir haben uns schon oft gefragt, was Silver mit diesen Dingern vorhat. Einige, das wissen wir, verkauft er, doch andere kann er nicht verkaufen und lässt sie hier einfach rumliegen. Was bezweckt er damit?“
„V-vielleicht ist er ein Kleptomane?“
Shea musste auf diese Antwort hin leise lachen und rückte näher an Iia heran. Sie spürte am ganzen Körper, wie sehr dem Jungen diese Antwort gefallen hatte.
„Von der Seite hab ich das noch gar nicht betrachtet.“ bemerkte er, packte das Kinn der Flammelle mit seiner freien Hand und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, bevor er von ihr abließ und sich mit seiner rechten Hand über die Stirn wischte. Schweißperlen vielen davon ab. „Danke. Aber jetzt musst du mich leider entschuldigen. Ich muss mich noch duschen, bevor ich das Frühstück machen gehe.“ Mit diesen Worten ließ der Junge seine Freundin zurück. Der Raum in dem sie saß besaß jetzt eine konstante Lufttemperatur von 35° Celsius. Kein Wunder, dass der Junge zu schwitzen begann, doch hatte er sich dies wohl selbst zuzuschreiben.

To be continued!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.02.2011, 18:39 von Black-Cat. )
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Beitrag: #3
vom - RE: [TC2] The Silver
Part III – Louvre

Zwei Wochen und einige Raubzüge später erschien Silver äußerst gut gelaunt im Speisesaal, bereit für ein frühes Abendessen um bereits 17:00 Uhr. Diese frühe Zeit bedeutete, die Scorpions würden diese Nacht nicht viel Schlaf bekommen. Er blickte durch die Runde, als er sich seinem üblichen Sitzplatz, vor dem an der Wand hängenden Kreuz, näherte.
„Ihr könnt euch sicher vorstellen, weshalb wir jetzt schon zu Abend essen.“ bemerkte er mit einem breiten Lächeln.
„Nachtschicht.“ erwiderte Vice daraufhin knapp und griff nach einer Hühnerkeule, die vor ihr auf einem Teller lag, um wie ein wildes Tier ein Stück davon heraus zu reißen. Silver bestätigte ihre Vermutung mit einem Nicken, nachdem er auf seinem Platz angekommen war.
„Was ist unser heutiges Ziel, Silver?“ fragte Shea, seinen Kopf auf einen seiner Arme gestützt und mit dem anderen, ähnlich wie Vice, eine Hühnerkeule haltend. Auf diese Frage hin konnten die vier Jugendlichen beobachten, wie ihr Anführer ein Foto hervor zog und es in die Höhe hielt, so dass es alle gut sehen konnten. Darauf abgebildet war ein Gemälde, das einsam, hinter einer Glaswand, an einer Wand hing. Es war das Gemälde einer jungen Frau, die vor einer seltsamen Landschaft auf einem Stuhl saß und sich einen Mantel über ihre Schultern geworfen hatte. Ihr Lächeln hatte etwas Makaberes an sich.
„Hässlich?“ fragte Silver in Vice Richtung, welche das Foto über ihre Hühnerkeule betrachtete. Zur Abwechslung schüttelte sie ihren Kopf.
„Interessant.“ sagte sie anstelle kühl und legte ihre Keule auf ihren Teller um in Folge ihre Hände vor sich zu verschränken. Sie war ganz Ohr, um was es sich bei dem Gemälde handelte.
„Das ist schön.“ bemerkte Silver und ließ das Foto über den Tisch zu Iia und Shea gleiten, so das sie es durch die Runde geben würden, während er erklärte. „Dieses Gemälde ist die Mona Lisa, La Joconde. Im Gegensatz zu unseren meisten anderen Diebesgütern ist dieses Objekt weltberühmt.“
„Ich habe darüber gelesen.“ warf Una ein. „Dieses Ölgemälde wurde von einem Mann namens Leonardo da Vinci um das Jahr 1500 herum gemalt. Später im Lauf der Geschichte fand man heraus, das der Maler sich bei diesem Bild mehr gedacht hatte, als nur eine Frau zu zeichnen, doch nie konnte jemand das Rätsel des Bildes mit Sicherheit lösen. Es befindet sich heute, wie schon vor langer Zeit, im Großen Museum der Weltkunst der Jahrtausende, dem großen Musée du Louvre.“
„Ganz richtig, Una.“ erwiderte Silver, nachdem er der Erklärung des Cyborg gelauscht hatte. „Und ihr werdet es von dort stehlen.“
„Damit wir das Rätsel um diesen Gemälde lösen können?“ fragte Iia nun interessiert und gab das Bild an Una weiter.
„Vielleicht, aber in erster Linie ist es … in anderer Weise wichtig für mich.“
„Und ich hatte gehofft, du spuckst endlich aus, was du mit all dem Zeug willst. Wie schade.“ mischte sich nun Shea ein und biss herzhaft von seiner Hühnerkeule, wobei Silver ihn anlächelte.
„Bald, bald werdet ihr erfahren, was ich mit all diesem ‚Zeug‘, wie du es nennst, will.“ gab er ihnen zu wissen und blickte dann zu Una. „Du weißt, wo ihr diesen Ort finden könnt, richtig, Una?“
Das Cyborgmädchen gab das Foto weiter an Vice und sah dann zu Silver, um ihm zuzunicken.
„Wunderbar, dann werden wir uns jetzt einen Plan überlegen, wie ihr Sicher dort hinein kommt und sicher mit der Mona Lisa wieder heraus kommt.“
Silver verschränkte die Finger seiner beiden Hände ineinander und lächelte in die Runde. Iia, Shea und Una waren bereit zur Planung, während Vice das Foto genau betrachtete.
„Interessant.“ flüsterte sie zu sich selbst.

Der endgültige Plan war wie folgt…
Iia, Shea und Una würden ein Ablenkungsmanöver starten, indem sie es versuchen würden, drei für sie unwichtige, jedoch nicht minder wertvolle Bilder, zu stehlen. Diese nannten sich Die Freiheit führt das Volk, Der Astronom und Das Narrenschiff, welche alle im selben Trakt des Louvre zu finden waren wie die Mona Lisa, Trakt E. So waren sie weit genug von ihrem Hauptziel entfernt, um die Aufmerksamkeit von diesem zu lenken, während sie immernoch nahe genug beieinander waren, sollte etwas schief gehen.
Während diese drei die Wachen auf Trab hielten, sollte Vice eine unauffällige Form annehmen und sich der Mona Lisa nähern, um diese schließlich zu entwenden. Sobald sie das Objekt in Händen hielte, war es ihre Aufgabe, den anderen ein Zeichen zum Rückzug zu geben.



„Das hab ich mir anders vorgestellt.“ war Iias Meinung, als sie den Louvre erreichten, oder den Ort, wo das Museum sich befinden sollte. Es war im Grunde nur ein kleiner Platz, mit einer Mini-Nachbildung des ehemaligen Palastes, der hier gestand hatte, in seiner Mitte auf einem Sockel. Unausweichlich war festzustellen, wie sehr dieser Ort an die Plätze der ehemaligen sieben Weltwunder erinnerte… Im Unterschied zu diesen jedoch, befanden sich am Rand des Platzes vier Treppen, die wohl am ehesten mit dem Eingang zu einem alten U-Bahn-Schacht zu vergleichen waren. Durch diese gelang man unter den Louvre-Platz ins Innere des Louvre Museums.
Auf dem Weg nach Unten ging das Quartett deren Plan noch einmal schnell durch. Sie würden sich zusammen bis zu den Eingängen von Trakt E begeben, wo sie sich dann aufteilen würden. Iia würde sich auf die Suche nach dem Gemälde ‚Der Astronom‘ machen, Una würde sich um ‚Das Narrenschiff‘ kümmern und Shea würde versuchen die Aufmerksamkeit der Wachen auf ‚Die Freiheit führt das Volk‘ zu lenken, während Vice ohne Umwege ihr Hauptziel verfolgen sollte.
„Da wären wir.“ kommentierte Shea, als sie das Ende der Treppe erreichten und sah sich um. Hier unten befand sich ein weiterer, größerer Platz als über der Erde. Die Überdachung des Platzes spiegelte den Nachthimmel The Citys wieder, wohl abgeleitet über eine Kamera die sich am Platz über der Erde befand. Der unterirdische Platz war groß genug, so dass hier zehn einstöckige, große Gebäude Platz fanden, die alle an den Mittelpunkt des Platzes grenzten. Sie waren durchnummeriert von 1 bis 10 mit den Buchstaben A bis J die, neben deren Eingangstüren, groß und erleuchtet, angebracht waren.
Vice sprang sofort aus der Gruppe hervor und in die Richtung von dem Gebäude mit einem großen E. Sie schien keine Lust zu haben, noch länger zu warten, was auch ihre Partner problemlos erkannten. Shea, Una und Iia sahen sich kurz an und nickte sich zu.
„Viel Glück.“ kam es von dem Cyborg, bevor sie Vice folgte. Die beiden anderen blieben noch kurz gegenüber einander stehen.
„Pass auf dich auf, Iia. Wir wissen nicht, wie groß die Sicherheitsvorkehrungen hier sind, also müssen wir auf das Schlimmste gefasst sein.“ warnte der Junge das Mädchen, welches daraufhin nur glücklich lächelte.
„Danke, dass du dir Sorgen um mich machst. Ich pass auf mich auf. Aber jetzt los!“
Mit diesen Worten machten sich auch diese beiden auf den Weg und verloren sich kurz darauf aus den Augen.

Die erste, die ihrem Ziel nahe kam, war Una. Der Louvre war auch um diese Uhrzeit voller Besucher, so würde es sicherlich nicht schwer werden, eine Panik auszulösen – nur unnötig verletzen wollte sie niemanden. „Das Narrenschiff“ hing am hinteren Ende einer langen Wand, umgeben von unzähligen anderen, weniger bekannten Gemälden.
„Showdown.“ murmelte sie kühl zu sich selbst, während sie ihr rechtes Bein anhob und mit diesem auf den Boden stampfte. Ein lautes Krachen ließ die Besucher in ihrer Umgebung aufschrecken und von ihr zurück weichen, so dass sie einen Ring um sie bildeten. Ausdruckslos blickte sie zwischen deren Gesichtern herum. Verwunderung, vielleicht Angst spiegelte sich in einigen dieser wieder, doch keiner hatte eine Ahnung warum das Mädchen hier so einen Aufruhr machte – zumindest nicht, bis sie ihre Stimme erhob.
„Keiner hier rührt sich. Alle auf den Boden! Das ist ein Überfall!“ Mit diesen eiskalten Worten begann die Linse ihres Kameraauges rot zu leuchten und erschrocken folgten alle, die nicht nahe genug an den Ausgängen des Raumes waren, ihren Befehlen. Gut, einige von ihnen waren geflohen, also würde das Sicherheitspersonal sich sicherlich bald blicken lassen.

Die Flammelle war die zweite, die ihr Ziel erreichte. Völlig anders als Una bewegte sie sich wie eine neugierige Besucherin zwischen der Menge hindurch und näherte sich dem Gemälde „Der Astronom“, welches zwischen zwei großen Türen hinter eine Glasvitrine stand. Ein gutaussehender, junger Angestellter stand neben der Vitrine, wohl um Besuchern etwas über die Geschichte des Bildes zu erzählen oder um es zu bewachen – beides würde Iia recht kommen. Sie näherte sich dem Angestellten, zupfte mit zwei Fingern an dem Ende seiner Kleidung und blickte ihn mit dem süßesten Blick an, den sie aufsetzen konnte.
„E-entschuldigung… ich habe meine Mama aus den Augen verloren.“ erklärte sie, so aussehend, als wäre sie den Tränen nahe. Der Mann sah sie mit freundlichen Augen an und tätschelte ihr den Kopf, während er sich auf ihre Augenhöhe herab ließ.
„Keine Sorge, die finden wir schon. Wie sieht sie denn aus?“
Anstatt ihm jedoch darauf zu antworten legte Iia plötzlich ihre Arme um den Hals des Angestellten und näherte ihre Lippen dessen Ohr.
„Ruf die Wachen. Jemand will dieses alte Gemälde hier stehlen.“ flüsterte sie ihm mit drohender Stimme zu, während sie ihre Körpertemperatur um ein Vielfaches erhöhte. Der Mann wollte sich noch von ihr losreisen, doch hatte es keinen Sinn. Ihm blieb nichts anders übrig, als über ein kleines Funkgerät den Worten des Mädchens Folge zu leisen.

Während das ganze Gebäude schon in Alarm versetzt wurde und Chaos ausbrach erreichte Shea schließlich auch den Raum, in dem sich sein Ziel, „Der Friede führt das Volk“, befand. Er befand sich jedoch nur am Eingang zu dem Raum und konnte das Bild, welches sich auf der genau ihm gegenüber liegenden Seite dieses befand, dank der aufgewühlten Menge noch nicht sehen, doch musste er dies auch nicht. Er öffnete seinen Mund und stieß ein Drachengebrüll aus, das alle anderen in dem Raum verstummen ließ.
„Klappe, Diebe arbeiten lieber wenn es still ist.“ forderte er grinsend, während er seine Drachenflügel zu deren voller Größe spannte, um über die Menge hinweg zu fliegen. Das nächste Geräusch war dann der eines Pistolenschusses, der den Jungen nur knapp verfehlte und die Menge dazu brachte, panisch den Raum zu verlassen. Dies machte es unnötig, nach dem Schützen zu suchen, der es auf Shea abgesehen hatte, denn die beiden waren schnell ganz für sich alleine…
Reiko Emerld, die älteste von drei Geschwistern in einer bis vor kurzem noch einfachen Familie in The City. Ihre beiden jüngeren Geschwister Regina und Wolf waren jedoch vor knapp zwei Monaten verschollen und deshalb ist Reiko nun vollbeschäftigt bei der The City Police um Spuren für das Verschwinden ihrer Geschwister aufzudecken. Wie die meisten Angestellten bei der TCP, die mehr in ihren Köpfen hatten als Schrauben, war Reiko nicht zu unterschätzen, wenn es um die Ausführung ihrer Taten ging – in ihrem Fall war dies Großteils Papierkram, welchen sie nach Informationen durchkämmt. Sie hält nicht viel vom Planen, weshalb sie dies gerne anderen überlässt, doch wenn es ums Kämpfen geht, ist sie ganz Vorne mit dabei.
Reikos Waffe der Wahl ist ein Duo an Pistolen mit vielfältiger Nutzung. Während die Originalausführung für den Gebrauch normaler Geschosse entwickelt wurde, sind diese beiden eine Spezialanfertigung für die Jungpolizistin, um ihre Fähigkeiten ausnützen zu können. Diese Fähigkeiten manifestieren sich in nahezu unkontrollierten elektrischen Stößen, die ohne ein Medium wild um die junge Frau züngeln. Mit ihren Waffen als Medium kann sie ihre elektrische Energie jedoch bündeln, um eine Railgun verschiedenster Stärken abzugeben. Natürlich können die Waffen ohne den Einsatz von Reikos Fähigkeiten auch immernoch normale Geschosse abgeben.
Der kecke Charakter des Mädchens macht sie zu einer Person, mit der andere gerne zusammen arbeiten, doch sollte man sie wirklich nicht unterschätzen. Sie ist eine Sportskanone und findet sich im Besitz mehrerer Auszeichnungen von sportlichen Ereignissen wieder.

…Reiko musterte den schwebenden Drachenjungen in ihrer Schussrichtung mit einem abschätzenden Blick. Dessen zuvor noch breites Grinsen war von ihm abgefallen.
„Wer bist du? Du bist keine Museumangestellte!“ knurrte er mit einer schlechten Vorahnung, die bestätigt wurde, als das Mädchen eine Polizeimarke hervor zog.
„The City Police, Reiko Emerld. Du bist verhaftet wegen versuchten Diebstahls, Gefährdung von Zivilisten und anderen Missetaten. Stell dich friedlich und es wird sich möglicherweise positiv für deine Gerichtsverhandlung auswirken!“ gab Reiko ernst von sich, doch war Shea alles andere als willig, dem Folge zu leisten.
„TCP! Wie zur Hölle seid ihr so schnell hierhergekommen?“ zischte er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Verdammt! Du wirst mir nicht den Tag versauen. Verschwinde oder ich werde dich verschwinden lassen!“
„Bedrohung eines Beamten. Deal, du kommst hier nicht mehr heil raus!“ erwiderte Reiko daraufhin nur kühl grinsend, lud ihre Pistolen nach und steckte ihre Polizeimarke weg. Ein Kampf war nun unausweichlich.

Iia ließ von dem Angestellten ab, nachdem er die Security gerufen hatte und beobachtete lächelnd, wie er rückwärts von ihr weg trat. Aus der Ferne hörte er Sheas Drachengebrüll und wie sich das Chaos unter den Besuchern ausbreitete. Er selbst war kurz davor, vor Panik Reißaus zu nehmen, als er mit seinem Rücken an den Körper einer Art Katzenmädchen mit einem schwarzen Ganzkörper-Fell stieß. Er wandte seinen Blick zu deren kalten Gesicht, wobei jegliche Angst ihn verließ. Sie erhob ihre Stimme, nachdem sie den Mann vor ihr aus dem Weg gestoßen hatte.
„Alle Besucher zum Ausgang! Ich wiederhole, Alle Besucher zum Ausgang! Alarmstufe Rot, der Louvre wird von mehreren verdächtigen Personen überfallen. Verlassen sie den Louvre geordnet und haben sie keine Angst!“
Insgesamt sah Iia fünf der seltsamen Katzenmädchen, die nun in dem Raum aufgetaucht waren. Eines von ihnen hatte den Angestellten aufgefangen, andere blockierten nahe Fluchtwege…
Isabell “Psi“. Eine in Massen produzierte Sichereinheitseinheit der Rahzel Corporation, einer Firma welche Maschinen für den alltäglichen Gebrauch in The City herstellt. Eine Isabell-Einheit setzt sich zusammen aus fünf voneinander getrennten Cyborg-Organismen, die mit verschiedenen Stärken deren gegenseitige Schwächen ausgleichen sollen. Sie können miteinander über Funk kommunizieren und passen deren Formation an deren mögliche Aufgaben und Gegner an. Ihr schlussendliches Handeln lässt sich jedoch sehr durch die persönlichen Wünsche ihrer Besitzer definieren.
Die Variante “Psi“ der Isabell-Serie ist weit verbreitet in den Regierungsgebäuden The Citys. Auch wird sie verwendet, um große Flächen abzudecken, da die Entfernung ihrer Funkfähigkeiten sich gegenüber anderen Modellen der Serie bewehrt hatte. Das Arsenal an Fähigkeiten dieser Variante reicht von dem erstellen von Schutzbarrieren über körperliche Flexibilität bis zu großflächigen Fallenstellkünsten. Zu erwähnen sei, die Louvre Variante verfügt noch über einige weitere Ausstattungen.

…Die Isabell-Einheit, die gerade die Besucher angewiesen hatte zu fliehen, sah sich nun der jungen Flammelle gegenüber und blickte diese mit ihren leeren, eisblauen Augen an. Ein Blick, den Iia erwiderte.
„Isabells. Scheint ich habs geschafft, die Sicherheitseinheit zu mir zu locken. Nur warum alle fünf? Sind hier mehrere Isabell-Einheiten beschäftigt? Sie wissen, dass ich nicht alleine bin…“ überlegte sie, während ihr Gegner erneut seine Stimme erhob.
„Wiederstand ist zwecklos. Versuche nichts Unüberlegtes.“ erklärte sie monoton, doch bekam sie als Antwort nur einen auf ihr Gesicht abgefeuerten Feuerball, dem sie mit einem Rückwärtssalto entkam.
„Gegner ist aggressiv. Einheit Zwei, Team up! Einheiten Drei bis Fünf, verhindert die Flucht des Aggressors!“
„Ja ja, macht was ihr wollt. Ich spiel so lange mit euch wie ihr wollt!“ erwiderte Iia darauf nur lautstark, als ihre Haare wie Flammen in die Luft züngelten.

Während sich in anderen Räumen des Louvre bereits Kämpfe anbahnten, fand Vice sich alleine im Raum der Mona Lisa wieder. Sie hatte die Form eines Museumsangestellten angenommen und tat so, als wäre sie aus der Puste von einer halsbrecherischen Flucht, sollte irgendjemand ihr hier über den Weg laufen. Sie war vorsichtig. Irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Es war dasselbe Gefühl, das sie Tage zuvor in ihrem Zimmer hatte. Das Gefühl niemanden mehr zu spüren, auch wenn er in ihrer Nähe war. Una hatte es damals geschafft, sich ihr bis auf eine Haaresbreite zu nähern, bevor sie sie bemerken konnte. Sie spürte, dass sich jemand anderes in diesem Moment genauso nahe an sie heran schleichen konnte, ohne dass sie es spüren würde. Das war nicht normal. Und außerdem, wenn das Gebäude in Aufruhr war, wieso war dann niemand hier um die Mona Lisa zu bewachen…?
„Vice Elberough.“ durchbrach eine Stimme knapp hinter dem Mädchen die Stille, doch ließ sie ihre Tarnung deshalb nicht fallen. Immernoch als ein Angestellter des Museums verkleidet blickte sie sich um. Da stand sie, das Juwel der Polizei…
Sie war eine hochangesehene Persönlichkeit in den Reihen der Polizei von The City, auch wenn sie dort nur Teilzeit arbeitet. Sie ist eine gute Freundin des Polizeichefs und anderer hoher Tiere in der TCP und berühmt für ihr fehlerloses Herangehen an Fälle. Niemals hatte einer ihrer Pläne fehlgeschlagen und nie war ihr jemand, auf den sie ein Auge geworfen hatte, entkommen. Neben ihrer Arbeit als Polizistin, war Isato Lieel als eine Exorzistin beschäftigt, was unschwer erkennbar in ihre furchterregenden Fähigkeiten einfloss. Am bekanntesten war sie für ihre unerklärliche Fähigkeit, immer und überall rote Augen aus Wänden wachsen zu lassen. Diese Fähigkeit nutzte sie an Flüchtigen, um diese zu verfolgen, um Gefangene zu beobachten oder um Personen auszuspionieren.
Als Person ist Isato unbeschreiblich intelligent und lässt sich nahezu durch nichts von ihren Zielen ablenken. Privat ist sie eine äußerst freundliche Persönlichkeit und nimmt Rücksicht auf jeden, mit dem sie es zu tun hat. Tatsächlich hat sie eine Menge Humor, doch hat sie davon nichts übrig für ihre Feinde.

… „‚Unterschätz sie nicht. Einige Polizisten können gefährlich werden. Insbesondere wenn es sich nicht um diese mechanischen Blechdosen handelt, die sie in Massen produzieren.‘ sagte dein Arbeitgeber, wenn ich mich recht erinnere. Wahre Worte, findest du nicht auch, Elberough?“ fragte Isato und näherte sich der getarnten Vice auf einige Meter. „Willst du nicht diese Tarnung fallen lassen? Ich habe sie bereits lange durchschaut. Ich beobachtete euch schon seitdem ihr den Felsenkalender gestohlen habt. Eine schöner explosiver Abgang, den ihr dort hingelegt hattet, aber eine Staubwolke reicht nicht aus, um meine Augen zu blenden.“ sie schwang mit ihrer rechten Hand um sich und unzählige dämonisch rote Augen wurden an den Wänden des Raumes sichtbar – und an Vice Körper, dessen Tarnung nun von ihr abfiel.
„Wer bist du?“ murmelte sie eine kühle Frage, scheinbar ungestört von der Situation, in der sie sich befand.
„The City Police, Isato Lieel. Hier um di-“
“TCP.” unterbrach Vice die Polizistin kühl. „Eine Falle.“ stellte sie fest, woraufhin Isato stumm nickte. Vice setzte daraufhin ein schiefes Lächeln auf. „Du denkst, ich habe Angst vor dir?“ fragte sie amüsiert. „Nein, das ist keine Falle für uns. Du selbst bist in eine Falle gelaufen, wenn du denkst, du würdest hier lebendig wieder heraus kommen, TCP-Mädchen!“

Alle Besucher im Raum hatten sich plötzlich in Luft aufgelöst, was Una dazu veranlasste, auch zu ahnen, dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zuging. Sie wollte zwar Ablenkung schaffen, doch wen sie angezogen hatte gab ihr ein mulmiges Gefühl…
Hera “Alpha“ ist der Prototyp einer Cyborg-Polizeieinheit, erschaffen von der Rahzel Corporation. Sowohl die Bezeichnung Prototyp wie Cyborg sind in ihrem Fall jedoch irreführend. Hera wurde als ein Prototyp in das System der Polizei geschleust um getestet zu werden, doch ist es auch bei erfolgreichen Tests nicht geplant, Hera in Massen zu produzieren. Auch ist sie kein Cyborg sondern ein künstlich erschaffener Bioorganismus als Teil des so genannten Crystal-Safer-Projekts. Sie sollte ihrer Rolle in diesem unbekannten Projekt jedoch nicht bewusst werden, bis der Crystal-Safer unter dem Codenamen “Desastra“ aktiviert werden würde, was eine automatische teilweise Reprogrammierung von Heras Bioorganismus aktivieren sollte.
Hera untersteht momentan dem Kommando Isato Lieels, welche eine der wenigen ist, die ihre wahren Hintergründe kennt. Zu ihren momentanen Fähigkeiten gehört die Kreation jeder beliebigen Waffe in ihren Händen wie auch das beliebige Umgestalten ihrer Umgebung. Hera besitzt noch dazu einen federleichten, wendigen Körper, den sie völlig grenzenlos verrenken kann. Sie führt Befehle ohne Rückfrage aus, erlaubt sich jedoch eine freie Interpretation dieser. Sie ist äußerst gefährlich.

…Die Ausgänge des Raumes wurden durch solide Wände ersetzt und die Bilder an den Wänden verschwanden hinter einer dicken Metallschicht, welche kurz darauf den gesamten Raum zu umschließen begann. Der Körper der unbekannten Mädchengestalt schimmerte dabei, knapp über dem Boden schwebend, vor Unas Augen. Sie war kein Cyborg und sie war kein normaler Mutant geschweige denn ein Mensch – sie war ein Monster. Soviel konnte das Cyborgmädchen mit ihrem Kameraauge auf den ersten Blick erkennen, doch viel mehr sollte sie nicht einfach so herausfinden können.
Nachdem der Raum vollständig abgeriegelt worden war, sank Hera wieder zu Boden und musterte Una mit einem tödlich kalten, fast leblosen Blick.
„Zielobjekt: “Rothen“, illegaler Kampfroboter. Zerst- … Sollte bei der Auflassung der Werkstatt seines Erfinders verschrottet werden doch kam abha- … Zer- … abhanden. Mission: In Gewahr nehmen des Zielob- Zerst- zerst- zerst -zerst- Zielobjekt zerstören!! Um Neues zu erschaffen, Altes zerstören, zerstören! Zerstören!!!“

To be continued!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.02.2011, 18:40 von Black-Cat. )
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Beitrag: #4
vom - RE: [TC2] The Silver
Part IV – Chaos Scorpions

„So das ist die Stärke der TCP? Lachhaft!“
Sheas Körper wies einige Brandwunden auf, doch das Grinsen, das sein Gesicht zierte, sprach Bände. Reiko Emerld, seine Gegnerin, kniete einige Meter vor ihm auf dem Boden und hielt sich eine klaffende Wunde an ihrem rechten Arm. Ihre Pistolen lagen neben ihr auf dem Boden. Sie atmete schwer und sah voller Bitterkeit von unten zu dem Drachenjungen empor, welcher sich über sie lustig machte. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie sah, wie dieser seine rechte Hand hob und die scharfen Klauen, mit der er ihr ihre Wunde zugefügt hatte, einzog.
„Aber ich denke, das ist genug, findest du nicht?“ bemerkte der Junge dabei und drehte der Polizistin dann seine Flanke zu. Er ließ seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden und schritt in die Richtung eines Ausganges des Raumes. Reiko hob bei diesem Anblick verwirrt ihren Kopf.
„W-was, du gehst? Ich dachte… wolltest du nicht etwas stehlen!? Hey, hey… verdammt!“ Sie schlug mit ihrer linken Faust auf den Boden, als ihr ehemaliger Gegner stumm durch eine Tür verschwand. Sie hätte ihren Vorgesetzten darüber Bescheid gegeben, dass ihr Gegner nur ein Ablenkungsmanöver war, doch machte das keinen Sinn… Immerhin war auch sie nur ein Ablenkungsmanöver gewesen.
„Halte deinen Gegner so lange auf, wie du kannst. Ich brauche Zeit, Reiko. Wenn du ihn hops nehmen kannst, umso besser.“ war ihr Befehl gewesen.

Als er Reiko hinter sich gelassen hatte, schlenderte Shea gemütlich durch die leeren Räume des Louvre. Was war aus ihrem Plan geworden, jetzt da die TCP sich eingemischt hatte? Wurden sie endlich bestraft für das, was sie angestellt hatten? Nein, die TCP würde sie nicht aufhalten, nicht wenn sie alle so schwach waren, wie seine Gegnerin… Nein, er belog sich selbst. Reiko war nicht schwach gewesen. Ihre Fähigkeiten hätten ihn mit einem Schlag ausknocken können, wäre sie schneller gewesen. Ihre Waffe hatte ihn mehrfach überrascht. Durch Elektrizität mehrfach beschleunigte Pistolenmunition. Der Raum, den er hinter sich gelassen hatte war völlig zerstört worden. Sie fragte ihn, ob er nicht etwas stehlen hatte wollen, doch um ehrlich zu sein war das Objekt, auf das er es abgesehen hätte, jetzt nur noch ein Häufchen Asche… … Shea blieb stehen und blickte hinter sich, den Weg entlang, den er gekommen war. Er hatte etwas realisiert. Etwas, dass ihn schockierte.
„Die war nicht da, um mich davon abzuhalten, etwas zu stehlen. Sie wollte mich…“ Genau, Reiko wollte ihn gefangen nehmen. Sie war nicht erst hierhergekommen, als ein Alarm ausgelöst wurde, sondern war bereits im Louvre gewesen. Sie hatte auf ihn gewartet! Das war schlecht, denn das bedeutete, die anderen… er musste schnell zu ihnen. Am nächsten lag…

Leblos rauchten die Körper mehrerer Isabell-Einheiten vor sich hin, während Funken aus deren Wunden sprühten. Iia stand schwer atmend zwischen diesen. Was sie zum Beginn ihres Kampfes nicht vorhergesehen hatte, war das aufgrund ihrer Fähigkeiten die Feuermelder des Louvre aktiviert wurden. Nun stand sie da, völlig durchnässt und umgeben von Dampf und heißer Luft.
„Was für ein Mist…“ seufzte sie genervt und zupfte irritiert an ihrem Top, welches an ihrem Körper klebte. Unwillig zählte sie die Isabell-Einheiten, um festzustellen, dass sie ja alle von ihnen ausgeschalten hatte und kam zu dem Entschluss, dass dies der Fall war, weshalb sie sich endlich entspannt auf den nassen Boden fallen lassen konnte.
Sie hatte keine Probleme mit Hitze, doch der Wasserdampf und die feuchte Luft machten es ihr schwer zu atmen. Sie spürte, wie ihr wirr im Kopf wurde, als sie plötzlich eine Hand an der Schulter packte. „Das ist kein guter Platz um einzuschlafen, Prinzessin.“
Verwirrt hob Iia ihren Kopf und blickte in das Gesicht einer Person. Nur verschwommen nahm sie war, mit wem sie es zu tun hatte, doch instinktiv fiel sie diesem in die Arme. Shea legte lächelnd seine Arme um das Mädchen und hob sie mit scheinbarer Leichtigkeit hoch, um sie dann aus dem unwirtlichen Raum zu tragen. Außerhalb des Raumes, wo die Luft um einiges angenehmer war, lehnte er sie dann an die nächstbeste Wand und setzte sich neben ihr nieder. Er wollte gerade seinen Mund öffnen, um mit ihr über die Situation zu reden, in der sie sich befanden, doch da landete der Kopf Iias schon schlafend auf seiner Schulter. Sie war völlig ausgepowert. Er brachte es nicht übers Herz, sie zu wecken.

Der Körper eines großen, schwarzen Gorillas sprang über Isato hinweg. Sie war unverletzt und in keinster Weise aus der Puste, während sie ihren Gegner nun schon zum fünften Mal dazu gezwungen hatte, seine Form zu ändern. Ihre dämonischen Augen, die den ganzen Raum und ihren Gegner bedeckten, ermöglichten es ihr, jede Attacke vorherzusehen und zu kontern. Es war ein unmöglich zu gewinnender Kampf für Vice, wie es schien.
Der Gorilla stieß sich von der nächstbesten Wand ab und katapultierte sich mit hoher Geschwindigkeit auf die Katzenmutantin zu, die sich in die Mitte des großen Raumes begeben hatte. Ohne irgendein Zeichen von Anstrengung duckte sie sich unter dem Angriff hindurch und packte dabei das linke Bein von Vice, um sie dann mit übernatürlicher Stärke zu Boden zu schleudern, wo sie erneut ihre Form zu verändern begann. Das Ergebnis dieser Verwandlung war der originale Körper des Mädchens, welches nahezu reglos liegen blieb, nachdem sie sich auf ihren Rücken gerollt hatte.
„Deine Verwandlungsfähigkeit heilt zwar deine Wunden bei jeder Verwandlung, doch ändert das nichts daran, dass du immer schwächer wirst. Ich denke du hast daraus gelernt, mich niemals zu unterschätzen, Elberough.“ bemerkte die Polizistin bei dem Anblick des kraftlosen Mädchens vor ihr und entkrampfte ihre Hände, welche in diesem Kampf neben ihren Augen wohl die meiste Arbeit getan hatten. Vice konnte sie nur anstarren. Sie konnte es nicht begreifen. Sie hatte es nicht ein einziges Mal geschafft, Hand an ihre Gegnerin zu legen. Jedes Mal war diese entweder ausgewichen oder hatte ihre eigene Kraft gegen sie gerichtet. Isato Lieel war ein Monster… ein Teufel in The City.
Isato wandte nun ihren Blick in die Richtung eines der Eingänge des Raumes. Vice konnte nur aus ihren Augenwinkeln verschwommen erkennen, wer dort aufgetaucht war. Sie sah langes weißes Haar an einem, von der Statur her zu schließen, männlichen Individuums.
„Gute Arbeit, werte Lieel. Wie kann ich euch bloß dafür danken?“ kam es in einer hochgestochene Stimme aus seiner Richtung. Ein leichter französischer Akzent war hinter dieser zu vernehmen…
Norton Alé. Der junge, egozentrische Besitzer des Louvre, geboren von bereits verstorbenen reichen Leuten, die ihm nie wirklich etwas bedeuteten. Er ist eine nach außen hin nicht sehr bekannte Persönlichkeit, die sich meist nicht außerhalb der Tiefen seines teuren Besitzes zeigt. Einziges oft besuchtes Ziel für das junge Genie stellt die Chefabteilung der Rahzel Corporation dar, wo er einer der wenigen eingeweihten bezüglich des Crystal-Safer-Projekts war. Nicht nur ist er jedoch eingeweiht und war mitunter hilfreich in der Erfindung Heras gewesen, doch ist er auch eingebunden in die finale Phase des Projektes, sollte diese irgendwann in Kraft treten. Er war geehrt von dieser ach so großzügigen Möglichkeit, etwas berühmter zu werden, doch hofft er insgeheim, dass es niemals so weit kommen würde. Nichts desto trotz ahnt er, dass der Frieden nicht ewig währen kann, weshalb er als einziger bereits „aktiver“ Crystal-Safer alles daran tut, Vorbereitungen für den Ernstfall zu treffen.
… „Nichts zu danken. Ich würde sie zwar gerne gefangen nehmen, aber das wiederspricht den Abmachungen.“ erwiderte Isato dem Lob des Museumsbesitzers und musterte aus ihren Augenwinkeln Vice Körper, deren Augen angestrengt versuchten, ein gutes Bild Nortons zu fassen.
„Sehr richtig. Dieses Mädchen hier ist mir sehr wichtig. Ich kenne ihre Vergangenheit und weiß ihr zu helfen, um auf einen besseren Pfad zu wechseln.“ erklärte der junge Mann mit ausschweifenden Handbewegungen und näherte sich dem Duo, während die Polizistin ein schwaches Lächeln aufsetzte.
„Dann werde ich hier nicht mehr gebraucht, nehme ich an? Es wartet noch ein großer silberner Fisch darauf, von mir gefangen zu werden.“ gab sie leicht gelangweilt zu wissen, während ihre Aufmerksamkeit und die des Museumsbesitzers plötzlich auf einen weiteren Eingang in den Raum der Mona Lisa gezogen wurden.
„Ah, Hera.“ bemerkte Norton mit einem Lächeln im Anblick des blonden Mädchens, bei dessen Erschaffung er mitgewirkt hatte. Diese ignorierte ihn jedoch völlig und wandte sich anstelle Isato zu.
„Zielobjekt: “Rothen“. Das Objekt hat sich der Gefangenahme wiedersetzt und wurde in dem Prozess bedauerlicherweise zerstört.“ berichtete sie, fern von jeder Gefühlsregung. Isato nahm diese Nachricht mit einem Seufzen und einem genervten Seitenblick zu Norton auf.
„Das ist schon das dritte Mal, dass sie jemanden ‚zerstört‘, den sie gefangen nehmen sollte.“ flüsterte sie ihm zu, woraufhin dieser leicht irritiert in Heras Richtung blickte. Sie war wohl zu stark, war, was er sich dachte, doch auch normale Polizei-Cyborgs machten ähnliche Fehler, so war es noch kein Grund, die Testphase zu unterbrechen. Seine Überlegungen wurden durch ein weiteres seufzen Isatos unterbrochen. Er spürte ihre Langeweile nahezu.
„Ah, ja, Isato, du kannst uns alleine lassen. Deine Arbeit hier ist getan.“ beantwortete er nun ihre vorherige Frage und beobachtete wie sie erleichtert zu Hera ging, welcher sie ihre Hand auf die Schulter legte.
„Gute Arbeit, Partner.“ lobte sie diese, bevor sie über ihre Schulter erneut zu dem Besitzer des Louvre blickte. „Du sagtest, du brauchst Hera hier noch, wenn ich mich recht an unsere Abmachung erinnere, richtig? Dann werde ich euch drei jetzt alleine lassen.“ gab sie ihm zu wissen, bevor sie sich an Hera wandte. „Wenn du hier fertig bist, begib dich ohne Umwege zum Hauptquartier und warte dort auf mich.“ Der Bioorganismus nickte ohne eine Regung ihrer Gesichtsmuskeln.
„Neue Zielvorgabe verstanden.“ gab sie von sich während Isato unauffällig den Raum verließ.

Auf ihrem Weg zum Ausgang des Louvre machte die katzenähnliche Mutantin einen kurzen Abstecher zu dem Raum, in dem Hera gegen Una gekämpft hatte. Dort stieß auch die angeschlagene Reiko zu ihr.
„Wie ist es dir ergangen?“ fragte Isato ihre Partnerin knapp, woraufhin diese leicht beschämt ihren Blick abwandte und sich am Kopf kratze. „Ich sehe…“ bemerkte Isato dann schwach lächelnd und wandte ihren Blick dem Raum zu. Dieser war völlig unbeschädigt.
„Was hältst du hiervon, Reiko? Hera hat saubere Arbeit geleistet, findest du nicht?“
Reiko sah sich um. Man erkannte nicht, dass hier ein Kampf stattgefunden hatte. „Hera… hat hier gekämpft? Es sieht aus, als wäre hier nichts passiert?“
„Ja, nicht? Die Fähigkeit, zu Erschaffen und Neu zu Erschaffen. Unheimlich, denkst du nicht?“
„…Ah, ja, also hat sie Rothen gefangen nehmen können?“
„Sie hat es bedauerlicherweise zerstört, da es sich gewehrt hat. Wie du siehst, hat sie Rothens Existenz bedauerlicherweise völlig ausgelöscht. Wir finden hier sicherlich nicht auch nur eine Spur ihrer DNA wieder.“ erklärte Isato und ballte ihre rechte Faust. Auch wenn ihre Stimme ruhig war, zeigte sich in ihren Betonungen und ihrer Körpersprache ein klares Zeichen von Wut. Es war so klar, dass Reiko einen Schritt von ihr weg trat.
„…Ah, das wird diesen Typen nicht gefallen…“ murmelte sie, woraufhin Isato ihre Hand wieder lockerte und seufzte.
„Diese Typen sind mir egal. Sie wollten sowieso nur sehen, welche Änderungen an Rother vorgenommen wurden und es dann verschrotten lassen. Der Fakt, das Hera völlig eigensinnig handelt und so tut, als hätte sie es aus Versehen gemacht ist, was mich stört… aber lassen wir das. Sei so lieb und stell einen Schadensreport zusammen und leg ihn mir bei nächster Gelegenheit auf den Schreibtisch. Ich hab noch etwas zu tun.“
Reiko salutierte und machte sich wieder auf den Rückweg zu dem Raum, in dem sie gegen Shea gekämpft hatte. Isato verließ den Raum in Richtung Ausgang.

„Von der Seite hast du das noch gar nicht betrachtet, hm?“
Erneut war Isato zum Stehen gekommen, als sie mitten im Gang zwei an der Wand lehnende, schlafende Jugendliche erkannte. Shea und Iia boten ein wahrhaft herzerwärmendes Bild.
„Ihr beiden habt euch die Freiheit redlich verdient. Ohne Silvers Einfluss werdet ihr sicherlich keinen Unfug mehr anstellen. Das sagt mir mein Instinkt.“ murmelte sie zu sich selbst und wandte sich endgültig dem Ausgang zu. „Ich muss ihn mir nur noch schnappen, dann kann ich diesen Fall endlich ad Acta legen.“

To be continued!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.02.2011, 18:41 von Black-Cat. )
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Beitrag: #5
vom - RE: [TC2] The Silver
Part V – Monlis Davinc

Hera ließ sich auf einer Stufe aus Marmor nieder, die sie am Rand des Raumes der Mona Lisa fand. Sie lehnte sich an die Wand hinter ihr und stützte ihr Kinn auf ihre Handflächen während sie mit einem nach wie vor undurchschaubaren Blick Norton beobachtete. Dieser hatte Vice auf eine andere Marmorstufe gesetzt und ihr etwas zum trinken gegeben, das sie recht schnell wieder aufgepäppelt zu haben schien. Zur Überraschung Heras, hatte die Gestaltwandlerin ihre neu gefundene Kraft jedoch nicht dazu genutzt, sofort zu versuchen, die Flucht zu ergreifen, sondern war ruhig auf der Stufe sitzengeblieben, wo Norton nun neben ihr Platz nahm und sie freundlich anlächelte.
„Schön zu sehen, dass du so intelligent bist, wie ich erwartet habe.“ meinte er zu ihr und hielt ihr einen Kaugummistreifen hin, den Vice sofort an sich nahm, auspackte und in ihren Mund steckte.
„Haha… ja, du bist, wie du mir beschrieben wurdest.“ setzte er fort, woraufhin das Mädchen ihn aus ihren Augenwinkeln anblickte.
„Sie sagten, sie können mir einen besseren Pfad in meinem Leben zeigen. Wie wollen sie das anstellen?“ begann sie kühl, jedoch interessiert. „Sie sagten, sie kennen meine Vergangenheit. Mit dieser Vergangenheit kann meine Zukunft unmöglich besser werden.“
Norton war etwas erstaunt, wie gesprächig sein Gegenüber doch war, jedoch ließ er sich dadurch nicht aus der Fassung bringen. Immerhin, es machte es nur leichter für ihn, seinen Standpunkt zu erklären.
„Meine Freundin da drüben kann deine Vergangenheit versiegeln, was es dir erleichtern wird ohne Schuldgefühle ein neues Leben zu beginnen. Auf diesem Grundstein kann ich dir dann helfen, ein Leben aufzubauen, in dem du deine Taten bereinigen kannst.“
„Sie hat Una zerstört. Wie kannst du mir versichern, dass mein Schicksal nicht das Selbe ist, wenn ich dir vertraue.“
„Una? … Ah, du sprichst von Rothen. Keine Sorge, um deine Vergangenheit zu versiegeln müsst ihr nicht kämpfen, außer du würdest dich dabei wehren, versteht sich.“
Vice sprang auf ihre Beine und blickte den jungen Mann Kaugummi kauend an. Stumm überlegend blies sie eine Kaugummiblase, die sie dann mit ihren Zähnen platzen ließ und wieder in ihren Mund zurückzog um weiter daran herum zu kauen.
„Was hast du mit mir vor?“ fragte sie dann, weiterkauend.
„The City Safers.“ warf Hera ein und näherte sich den beiden anderen nun. Norton blickte dabei zu ihr und hob seine Augenbrauen. Er hatte nicht erwartet, dass sie ihn durchschauen würde.
„The City Safers… was meint sie?“ fragte Vice ihn dann sofort und stoppte zu kauen.
„Es dir jetzt zu erklären wäre nutzlos, da wir deine Vergangenheit später sowieso erneuern. Was du wissen musst ist, das du dieser Stadt sehr nützlich sein wirst, wenn du uns unterstützt.“
„The City Safers. Aber warum…?“ Norton schüttelte seinen Kopf auf Vice Frage hin. Er hatte keinen Willen, ihr mehr zu erzählen, als sie wissen musste.

Ein Grinsen zog sich über die Lippen des Mädchens.
„The City. Viele Personen scheinen hier am planen zu sein und nur die wenigsten wollen andere etwas davon wissen lassen. Silver, du, die Wissenschaftler, die mich erschaffen haben, diese Polizistin, meine Freunde… Geheimnisse und ungelöste Rätsel überall. Ich will Antworten darauf. Antworten, die mich zufrieden stellen.“
Norton beobachtete wie sich die Augen von Vice weiten und ihr Schweif unruhig wurde. Sie kaute ihren Kaugummi nun mit offensichtlichen, kräftigen Mundbewegungen. Er konnte es sich nicht verkneifen, aufzustehen und sie in seine Arme zu nehmen. Er konnte spüren, wie Vice in seinen Armen erstarrte, jede Regung ihren Körper verließ.
„Du bist wissbegierig wie keine andere, Vice Elberough. Du wirst eine gute Heldin abgeben, die niemals aufgibt. Schließ dich uns an. The City braucht jemanden wie dich. Deine Antworten, alle Antworten, die du dir wünschen könntest, liegen auf diesem Weg.“
Vice schloss ihre Augen.
„Danke…“ kam es leise über ihre Lippen, bevor sie ihre Augen wieder öffnete und Norton sie losließ. Er wich von ihr zurück und blickte zu Hera, welche ihm ihre geöffnete Handfläche hinstreckte.
„Huh?“ unsicher sah er sie an.
„Kaugummi.“ half der Bioorganismus ihm mit einem fordernden Blick auf die Sprünge.

Eine halbe Stunde später saßen die drei nebeneinander auf einer der Marmorstufen, zu Nortons beiden Seiten je ein Mädchen mit einem Kaugummi in deren Mund. Er hatte wieder etwas Neues gelernt. Hera lernte noch. Sie zerstörte ihre Gegner, weil sie es von irgendjemand imitiert hatte, genau so, wie sie nun Vice imitierte. Dies machte einiges klarer und erlaubte für ein besseres Verstehen des Bioorganismus-Mädchens. Er fragte sich momentan nur, ob dies so geplant gewesen war… hatte man ihm nur nichts davon gesagt, um zu verhindern, dass er Hera Dinge beibringen würde, die sie nicht wissen musste. Ah, es war kompliziert, ein Kind aufzuziehen.
„Hey…“ brach Vice dann plötzlich die bereits ewig anhaltende Stille und nahm ihren Kaugummi aus ihren Mund, um ihn dann neben ihr auf die Marmorstufe zu kleben. „Ich glaub, ich bin bereit...“ bemerkte sie mit etwas Unsicherheit in der Stimme, doch war sie entschlossen. Während Norton die Worte des Mädchens noch überdachte, hatte Hera deren Kaugummi bereits ebenfalls auf die Marmorstufe geklebt und war aufgestanden. Sie stand mit den Rücken zu den beiden anderen, als sie ihre Hände zu beiden Seiten ausstreckte.
„Zerstörung und Erschaffung sind zwei Seiten einer Medaille. Deine Entscheidung ist unwiderruflich. Wir beginnen, sobald mein System seine volle Leistung erreicht.“
Norton vernahm, wie Vice neben ihm schluckte. Väterlich legte er seinen Arm um ihren Rücken und war nur leicht erstaunt, wie sie an ihn heran rutschte und sich an ihn lehnte. Er hatte in der kurzen Zeit, in der er sie nun kannte, bereits mehrmals erkannt, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Monlis Davinc. Vice Elberoughs Alter Ego. Sie kann ihren Körper vollständig in andere Formen verwandeln, weiß jedoch nur noch davon in Hinsicht auf Haut-, Augen-, Haar- und Kleidungsfarbe. Sie kann jedes beliebige Gefühl perfekt darstellen, auch wenn es nur eine Maske ist, und ist nahezu undurchschaubar, wenn sie die Unwahrheit spricht. Zum Hauptmerk ihrer Fähigkeiten gehört das kontrollieren von Farbe, das verwandeln in Solche, herausragender artistischer Stil und ein Sinn fürs Schöne.
Sie erinnert sich nur an winzige Details ihrer Vergangenheit, die sie in keiner Hinsicht darauf zurückschließen lassen könnten, was ihr früher passiert sei, noch wer sie früher war. Die Persönlichkeit des Individuums blieb unverändert in diesem Prozess, mit der Ausnahme von Zügen, die sie an Begebenheiten erinnern würde, die sie vor dem Neustart erlebt hatte. Monlis Davinc ist die neue Originalform. Vice Elberough ist Geschichte.

… „Wie fühlst du dich, Monlis?“ fragte Norton, als er sich dem neuen Mädchen näherte welches inmitten des Raumes der Mona Lisa auf ihren Knien niedergesunken war. Langsam hob sie ihren Kopf und blickte ihm entgegen.
„Schwindelig…“ murmelte sie leise und ließ sich von ihren Knien auf ihre vier Buchstaben zurückfallen. Hera war nur einige Meter von ihr entfernt ebenfalls in die Knie gegangen, schien jedoch nur etwas außer Kraft zu sein.
„Hier. Damit fühlst du dich sicher gleich wieder besser.“ meinte Norton, als er an der Seite des Mädchens in die Hocke ging, eine frische Kaugummipackung aus seiner Hosentasche fischte und ihr einen neuen Kaugummistreifen herausziehen wollte. Das Mädchen sah die Packung kurz lächelnd an, bevor sie sie Norton aus der Hand schnappte. Norton war verwundert als Monlis sich aufrappelte und dann auf Hera zuzustolpern begann um ihr einen der Kaugummistreifen zu geben, bevor sie sich neben ihr niederließ und sich selbst auch einen davon nahm und sich in den Mund steckte. Sie grinste den Bioorganimus an, während sie zu kauen begann. Was Norton nicht erwartet hatte, war, dass auch Hera sich den Kaugummi in ihren Mund steckte und breit grinsend an diesem zu kauen begann. Nur Sekunden später konnte er mit ansehen, wie die beiden zusammen lachend auf deren Rücken fielen und Kaugummiblasen bliesen. Ein schwaches, glückliches Lächeln zog sich über seine Lippen. „Es ist schön, unter Freunden zu sein.“ sagte er zu sich selbst und trat langsam auf die beiden Mädchen zu.

To be continued!
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25.02.2011, 18:42 von Black-Cat. )
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Beitrag: #6
vom - RE: [TC2] The Silver
Part Final – On The Edge

Zweiter Stock, Silvers Zimmer. Blaugraue Tapeten bedeckten die vier Wände des Raumes und gaben diesem eine kühle Atmosphäre während die Fenster des Raumes mit weißen, durch einen Schalter neben den Fenstern gesteuerten, Jalousien verdunkelt waren, die das Sonnen- oder Mondlicht in Streifen auf den Boden des Zimmers warfen. Dieser war mit einem Teppich mit Schachbrettmuster belegt worden. Wenn man den Raum betrat, vielen einem jedoch in erster Linie unzählige vollbestellte Bücherregale aus Metall auf, die nahezu jeden freien Fleck an den Wänden des Raumes einnahmen. Die Bücher berichteten von wissenschaftlichen Themen, der Geschichte The Citys, berühmten Personen und Musikern, waren Magazine über Sammler und Sammlungen, politische Lektüren und Geschichtsbücher bis zu Büchern, die über verschiedene mutantische Rassen, die Wichtigkeit des Beibehaltens einer ursprünglichen menschlichen Rasse und purer Magier sprachen. Von vielen dieser Bücher, wie auch Zeitungen und Magazinen, befanden sich auf einem großen Schreibtisch, der auch im Raum seinen Platz fand, einige Ausschnitte, seien es Fotos von wertvollen oder antiken Gegenständen, Personen oder Textausschnitte mit verschiedensten Inhalten, mitunter einigen Berichten über die Überfälle, die Silver den Scorpions Aufgetragen hatte. Eher nebensächlich im Raum platziert erschien neben all dem ein Bett zu sein, das nicht danach aussah, als hätte jemand viel darin geschlafen.
Momentan war es knapp 23:00 Uhr und Maric „Silver“ Klinger saß auf einem gut gepolsterten Drehstuhl vor seinem Schreibtisch. Es war noch zu früh für ihn, um seine Handlanger zurückzuerwarten. Stattdessen hatte er ein Stück Papier hervorgezogen, welches schon einige Jahre auf seinem Buckel zu haben schien. Die Kanten des Papieres waren verbogen und einige Falten durchzogen es, die darauf hinwiesen, dass es schon des Öfteren auf ein sehr kleines Format zusammengefaltet worden war. Auf diesem war eine Liste, welche ähnlich einem Einkaufszettel aufgebaut zu sein schien, in sieben kurze Zeilen geschrieben, an deren meisten Enden ein flottes Häkchen hin gekritzelt war, welches wohl den Erhalt des davor beschriebenen Gegenstandes bestätigte.
Mit einem schwachen, siegessicheren Lächeln auf seinen Lippen las Silver durch die wenigen Zeilen, immer und immer wieder. Es war klar, dass diese „Einkaufsliste“ seine wichtigsten Raubgegenstände auflistete, wie das im Speisesaal des Waisenhauses hängende, religiöse Kreuz und den antiken steinernen Kalender. Er schien seinem Ziel, was auch immer dieses war, nahe zu sein.
„Ha… nur noch zwei. Wenn sie heute erfolgreich sind, nur noch eines. Was rede ich da? Sie sind immer erfolgreich. Sie sind fehlerfrei! Sie haben jede Erwartung übertroffen, niemand könnte sie aufhalten.“ Er faltete das Stück Papier zweimal zusammen und legte es auf seinen Schreibtisch. „Sie sind Mutanten, das Endstadium unserer Evolution als Mensch. Niemand könnte sie aufhalten!“
So löblich redend musste der junge Mann an sich selbst herabblicken. Der Nachkomme des legendären Silvers? Was für einen Unsinn er da lebte. Er war nichts weiter als ein normaler Mensch und rühmte sich solch falscher Rosen. Noch… doch bald sollte es anders sein. Niemand würde je mehr über ihn lachen!

Es war vor mehr als 20 Jahren gewesen, ein völlig normaler Junge, ein nahezu zu normaler Junge, noch zur Schule ging. Er beherrschte nicht den Hauch einer mutantischen Fähigkeit und das obwohl er der Sohn einer Mutantenfamilie war. Niemand wusste, wie es geschehen war, doch waren die Gene früherer, menschlicher Generationen seiner Familie in seinem Körper an die Macht gelangt. Er ging auf eine Schule, in die sonst Großteils Mutanten gingen. Diese hänselten und lachten ihn aus für seinen schwachen Körper und machten seine Schulzeit zur schlimmsten Zeit seines Lebens. Als er es endlich geschafft hatte, die Schule hinter sich zu bringen entschloss er, dass es genug war. Er wollte jemand besonderes sein, kein Schwächling. Er erinnerte sich, das er mit seiner Klasse einmal in das große Museum von The Citys Zeitgeschichte gegangen war und das sich dort Gedenkstücke an die Helden der Vergangenheit befanden. Er entwarf also einen Plan, um eines dieser Stücke, die Silbersicheln des legendären Silvers, des Anführers der TCS, der The City Scorpions, zu stehlen… und irgendwie hatte er es schließlich tatsächlich geschafft. Folglich musste er jedoch seine Vergangenheit hinter sich lassen, um eine neue zu erfinden. Er legte sich den Namen Marc „Silver“ Klinger zu und nannte sich von diesem Moment an den Nachkommen des legendären Silvers. Er ging nicht mehr zur Schule sondern begann sich einen neuen Lebensweg zu suchen, bis er schließlich über eine alte Legende stolperte, die ihn dazu brachte dessen Erfüllung sein neues Lebensziel zu machen. Seine neue Identität half ihm dabei eine kleine 4-mann-Armee aus jungen Mutanten zusammenzustellen, die ihm blind folgten und halfen seinem großen Ziel immer und immer näher zu kommen!

Das Geräusch der sich öffnenden Eingangstür des Waisenhauses im Erdgeschoss ließ Silver aus seinen Gedanken hoch schrecken. Er sah auf eine Uhr, die vor ihm auf dem Schreibtisch stand und stellte lächelnd fest, dass seine Freunde deren Mission wohl in Rekordzeit erledigt hatten. Voller Vorfreude erhob er sich und verließ sein Zimmer.

Die nächtlichen Straßen The Citys. Es herrschte eine Stille, wie man sie in dieser unruhigen Stadt nur selten vernahm. Es war die Ruhe vor dem Sturm, als Isato Lieel einen Gehsteig entlang ging und jeder ihrer Schritte in der Dunkelheit wiederhallte, auf dem Weg zu ihrer Beute. Plötzlich hielt sie Inne, als sie jäh Schritte, abgesehenen von ihren eigenen, vernahm! Sie sah sich um. Niemand war zu sehen.
„Hm…“ Erleichtert seufzte sie. Sie war schon angespannt genug und brauchte nicht auch noch irgendjemanden, der sie unnötig erschreckte. Sie wandte sich also wieder ihrer ursprünglichen Wegrichtung zu, als sie dabei ein Blatt Papier vor ihr auf dem Boden bemerkte. Dieses war vorhin noch nicht dort gelegen. Sofort hob sie das Blatt auf und besah es sich. Etwas war darauf geschrieben worden.
--Du setzt eine Menge auf deinen Instinkt und so hat er dich auch hierher geführt. Dies ist deine Mission und nur deine. Du hast jeden, der dir beistehen hätte können, abgewiesen, weil du in deinem Unterbewusstsein, dank deinem Instinkt, bereits wusstest, worauf du dich einlässt. Dein Gegner ist ein Gegner, wie er nur deiner sein könnte. Viel Glück… Slayer.--
Nachdem sie sich die Nachricht zweimal schnell durchgelesen hatte, begann Isato schwach zu lächeln. „Slayer.“ wiederholte sie den Namen, der am unteren Ende des Papiers als eine Unterschrift stand. Sie kannte diesen Namen. Es war ein Freund, der ihr und der Polizei schon des Öfteren auf diese Weise unter die Arme gegriffen hatte.
„Ein Gegner, wie er nur meiner sein könnte? Du machst es mir zu einfach.“ kommentierte sie mit gut hörbarer Stimme, sich sicher, dass der Absender der Nachricht noch in der Nähe war. Als sie wie erwartet jedoch keine Antwort vernahm zerknüllte die Polizistin das Blatt Papier und ließ es fallen, woraufhin es sich sogleich in schwarzen Rauch auflöste. Alle Anspannung aus ihrem Körper war nun entschwunden, als sie weiterging.
„Silver wartet in seinem Versteck auf die Rückkehr seiner Handlanger. Zu schade für ihn, dass ich sein einziger Besuch an diesem Abend sein werde.
Isato blickte durch ihre spionagefähigen Dämonenaugen, die sie ins Versteck der Scorpions geschmuggelt hatte, und überprüfte den dort wartenden Marc „Silver“ Klinger. Es war ihr Glück, dass er sich scheinbar in seinem Zimmer eingeschlossen hatte, während seine Gehilfen einen Raubzug für ihn begehen sollten.

Als Isato außerhalb ihrer Sicht war trat eine dunkle Gestalt aus den Schatten einer Seitengasse hervor und blickte ihr hinter. Ein finsteres Lächeln zog sich über die Lippen der Person, als sich das Stück Papier, das sich zuvor in Rauch aufgelöst hatte, in ihrer Hand wieder zusammensetzte.
„Womöglich war es zu offensichtlich. Wage es nicht zu verlieren.“ murmelte die Person mit dem Namen „Slayer“ zu sich selbst, bevor sie wieder in der Dunkelheit verschwand.

Silver trat das alte knarzende Treppenhaus hinab, gerade rechtzeitig, um unten anzukommen, als sein Besuch durch die Türe herein gekommen war. Bei dem Anblick einer blonden katzenartigen Mutantin blieb er auf der letzten Stufe stehen. Es war zu früh für seine Partner gewesen.
„Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“ fragte Silver völlig gelassen. Immerhin war er nicht abgeneigt der Idee, eine weitere Person für ihn arbeiten zu lassen. Zu seinem Pech jedoch, war dies nicht der Hintergedanke Isato Lieels, welche den silberhaarigen Mann mit einem relativ ausdruckslosen Gesicht musterte. Einige Sekunden lang starrten sich die beiden wortlos an, bis die Lippen des Mädchens in Bewegung gerieten.
„Marc Klinger. Silver, nehme ich an?“ fragte sie ruhig und legte ihren Kopf dabei etwas schief. Diese Frage hatte keinen anderen Grund, als etwas Zeit zu schinden und die Reaktion des jungen Mannes zu testen. Dieser trat nun auch die letzte Treppenstufe hinab und hob seine rechte Handfläche an seine Brust um eine Verbeugung anzudeuten.
„Der eine und kein anderer. Du kennst meinen Namen? Hat einer meiner Freunde dich hierher geschickt?“ fragte er interessiert, woraufhin Isato kurz überlegte und dann nickte.
„Ja, man könnte es so sagen. Dann wiederum…“ sie schien erneut zu überlegen, doch spielte sie wirklich nur mit ihrem Gesprächspartner.
„…Wiederum…?“ hackte dieser nach und näherte sich der Katzenmutantin etwas.
„Ja…“
Isato steckte ihre rechte Hand in eine Tasche in ihrer Kleidung, aus welcher sie etwas hervor zog, das sie erst nur in ihrer Hand, außerhalb des Sichtfeldes Silvers betrachtete. „Ich denke ‚geschickt‘ ist kein passendes Wort, wenn die Person es mir nicht absichtlich sagte.“ erklärte sie und offenbarte Silver mit einem schwachen Lächeln die Polizeimarke in ihrer Hand.

Nichts änderte sich in der Mimik Marcs. Tatsächlich war er erstarrt vor Schock. Es dauerte einige ewig erscheinende Momente, bis sein Lächeln versiegte und er einige Schritte rückwärts ging, wobei er fast über die unterste Treppenstufe stolperte.
„The City Police…? Ha … ha … du machst Witze, richtig? Unmöglich, niemand von ihnen würde unser Versteck verraten. Ja, ja… “
„Nein.“ unterbrach Isato das Gestotter des Mannes kühl. „Niemand von ihnen hat mir etwas gesagt. Ich habe nur einen von ihnen einen meiner kleinen Freunde angehängt.“
Sie schnippte mit ihren Fingern, woraufhin in allen Enden und Ecken des Raumes Isatos Dämonenaugen sichtbar wurden. Silver erstarrte bei deren Anblick erneut und begann sich am ganzen Körper zu kratzen, als sie auch an diesem sichtbar wurden.
„Nein, nein, nein, das kann nicht sein! Sie verschwinden nicht! Sie… unmöglich… ah, nein, ich kann mich von so etwas nicht unterkriegen lassen. Ich werde dich fertig machen! Ich werde dich… bis meine Freunde zurückkommen, und dann…“
„Deine Freunde werden nicht zurückkommen.“
Nun war es vorbei. Silver war seelisch fertig. Seine schöne perfekte Welt war innerhalb von Sekunden zusammengebrochen. Er hob seine beiden Hände und in diesen erschien eine mehrere Meter lange Silberkette, an deren Enden sich Klingen aus demselben Metall befanden. Kurz blieb er in dieser Pose stehen, bevor er auch schon auf Isato zusprang… Unwissend ging er ihr dabei in die Falle. Ein dunkler Schatten sprang wie ein Paar Flügel aus dem Rücken des Mädchens hervor und breitete sich rasend schnell über den Boden, die Wände und die Decke aus, so das Isatos Dämonenaugen und die beiden Kontrahenten bald die einzigen sichtbaren Subjekte im Raum waren. Die Augen strahlten eine seltsame Aura aus, die Silver in jeder seiner Bewegungen lähmten. In dieser Dunkelheit begannen auch die sonst Nachthimmel-blauen Augen in Isatos Gesicht rot zu schimmern, während ihr Körper in der Dunkelheit verschwand.
„Marc Klinger, diese Waffe, die du führst, haust eine uralte Seele. Du hast dich von deren unparteiischer Kraft verführen lassen und sie zu deinem eigenen Wohl und Nutzen verwendet. Ich kann dich dafür nicht bestrafen. Deine Taten in Folge jedoch, das Ausnützen Jugendlicher ohne Zukunft, das Missbrauchen deines Wissens und die Gefährdung unzähliger Personen auf deinem Weg zu der Gestalt die du nun bist, wiedersprechen in vieler Hinsicht den Gesetzen unserer Stadt. Erlaube mir, den Geist in deinen Händen seine ewige Ruhe zu schenken und dir eine ähnliche Ruhe hinter den Gittern von The Citys Hochsicherheitsgefängniszellen zu versichern.“
Die Stimme des nun bis auf ihre Augen körperlos wirkenden Mädchens hallte bebend durch die Gehörgänge des in der Dunkelheit versteinerten Marcs. Dieser war erbleicht vor offensichtlicher Todesangst.
„Dein Schweigen ist Silber. Jedes Wort, das du nun sprichst wird in deiner Verhandlung gegen dich verwendet… Du bist hiermit verhaftet.“
Mit diesen Worten wurde auch Marc von den Schatten verschlungen und die leuchtenden Augen um ihn erloschen jäh. Es dauerte volle zehn Minuten, bis Isato, und der ohnmächtige Mann vor ihr, auf dem Boden wieder sichtbar wurde. Schwach lächelnd betrachtete sie, wie die Seele eines der größten Helden dieser Stadt aus der Waffe ihres Gegners hervor schwebte und sich dann in Luft auflöste – die Waffe selbst zerbrach in den leblos wirkenden Händen der Person, die sie so lange für sich beansprucht hatte…

Blaues und rotes Licht erhellte kurz darauf die Einfahrt des verlassenen Waisenhauses. Mehrere Polizeifahrzeuge waren vorgefahren und Cyborg-Polizisten hatten sich des ohnmächtigen Marc Klingers angenommen und ihn abtransportiert. Sich nach all der Anstrengung streckend, schritt Isato nun durch die Menge an eifrigen Blechköpfen auf die Menge der Schaulustigen zu, die sich wunderten, was in diesem so unscheinbaren Gebäude so spät vorgefallen war. Unter ihnen erspähte Isato die bekannten Gesichter Sheas und Iias und näherte sich ihnen mit nun hinter dem Rücken verschränkten Armen.
„Wir sind hier bald fertig. Diese Maschinen arbeiten überraschend schnell.“ sagte sie zu den beiden, was deren Aufmerksamkeit auf sie lenkte. Sie hatten sie noch nie gesehen, so waren sie verwundert, doch ihrer Stimmlage entnahmen sie, diese Polizistin wollte ihnen nichts Böses. Nun zog Isato etwas hinter ihrem Rücken hervor und hielt es dem Monddrachen-Mutanten hin.
„Hier, dieser Schlüsselbund gehörte Klinger. Ich denke, ihr solltet ihn an euch nehmen.“
„Ab-“ wollte Iia ihr wiedersprechen, doch hob die Polizistin ihre Hand und brachte sie zum Schweigen. „Euch beide trifft keine Schuld. Ich habe keinen Grund euch gefangen zu nehmen, wenn ihr mir keinen Grund dafür gebt. Vergesst einfach, was passiert ist. Dieses Gebäude wird sicherlich nicht mehr lange hier sein, also nehmt euch, was ihr euer Eigen nennt und verlasst es so schnell wie möglich.“
„Dieser Schlüssel… Silvers Zimmer.“ murmelte Shea nachdenklich, während er den Schlüsselbund musterte und ihn in seiner Faust drückte. Er warf einen fragenden Blick zu Isato, welcher offensichtlich von ihrer Bekanntschaft mit Silver wusste.
„Ich denke, du solltest deine Antworten suchen, solange du noch kannst… Ciao.“
Mit diesen Worten drehte sie den beiden ihren Rücken und zu und war im Begriff sich davon zu machen, als sie plötzlich Sheas Hand an ihrer Schulter spürte. Er hielt sie zurück.
„Sag mir deinen Namen!“ sagte er im Befehlston, fühlte jedoch nur Sekunden später wie Isatos Hand die seine ergriff. Dieses Gefühl, das ihn von dieser Berührung her durchzog war wie ein Stromschlag. Irgendetwas an diesem Mädchen war unwirklich… kalt.
„Isato Lieel… Und jetzt versuch mir aus dem Weg zu gehen. Du willst nichts mit jemandem wie mir zu tun haben.“
Sofort ließ Shea sie los und wich von ihr zurück, wo Iia an seine Seite kam und sie zusammen dem mysteriösen Katzenmädchen hinterher blickten, als sie in den Dunkelheit von The Citys Nacht verschwand.

Wie vor dem Sturm, war auch nach diesem wieder Ruhe eingekehrt. Isato würde am liebsten ohne einen Umweg nach Hause gehen und schlafen, doch war ihr momentanes Ziel das Hauptquartier der TCP. Die Arbeit schien wirklich nie zu enden, dachte sie sich.
An einer Straßenkreuzung angekommen bemerkte sie eine an einer Hauswand lehnende Gestalt, deren roten Augen sie an die Dämonenaugen, die sie selbst beschwören konnte, erinnerten. Mit einem schwachen Lächeln hob sie grüßend ihre rechte Hand zu der Person.
„Hi, Phantom der Stadt,…
Sebel Svingres.” Ein Mädchen mit einer verschleierten Vergangenheit. Sie ist besser bekannt unter dem Namen „Slayer“, den man ihr gab, als sie vor fünf Jahren, mit einem Alter von nur zehn Jahren, um die 30 Personen auf einer Party ihrer Eltern ermordet hatte. Isato Lieel war die Person, die sie damals in Gewahrsam genommen hatte. Als Folge ihrer Tat kam es zu einer Menge Untersuchungen an dem anscheinend geistesgestörten Mädchen, Isato jedoch erkannte schnell, das Sebel in keinster Weise gestört war. Sie hatte erkannt, dass das junge Mädchen nur eine unglaublich mächtige Fähigkeit besaß, die es noch nicht kontrollieren konnte und nutzte dann ihre Verbindungen, um Sebel trainieren zu dürfen.
Nun ist Sebel wieder auf freiem Fuß, doch alles andere als integriert in das normale Leben The Citys. Hin und wieder hinterlässt sie der Polizei abstrakte Hinweise zu schweren Fällen, doch sonst scheint man nie viel von ihr zu sehen, während sie ihren eigenen Angelegenheiten nachgeht.

… „Woher wusstest du, dass es sich bei Silbers Waffe um das Original handelte, welches vor einer Ewigkeit gestohlen wurde?“ fragte Isato interessiert, ohne für Sebel stehen zu bleiben, da diese sich von ganz alleine neben ihr eingereiht hatte und nun neben ihr her schritt.
„Du nennst es Instinkt, Sato.“ erwiderte diese mit einer kühlen, verrauchten Stimme und hielt offensichtlich die Wahrheit zurück, doch anstatt dies anzusprechen, spielte die Polizistin mit.
„So? Du vertraust auf deinen Instinkt? Du hast also etwas von mir gelernt, nach all dieser Zeit. Was für eine Ehre.“ erwiderte sie herausfordernd lächelnd.
„Irgendwie muss man sich für all die Hilfe, die man euch gibt, entlohnen.“ bemerkte Sebel daraufhin schulterzuckend.
„Du sagst das, als würdest du das nicht nur tun, um dich dafür zu bedanken, dass ich dir eine Chance gegeben habe, ein freies Leben zu führen.“ hackte Isato nach, woraufhin ihre Gesprächspartnerin deren Kopf mit einer leichten Röte auf ihren Wangen, abwandte.
„Denk was du willst.“
Isato lachte über den ablehnenden Ausdruck ihrer Gesprächspartnerin.
„Ja? Ich denke immer, was ich will. Und meistens liege ich damit goldrichtig.“
„Ist das ein Teil deiner Fähigkeiten? Dein Instinkt ist ein Rätsel für mich… es ist schon fast ein sechster Sinn.“ gab Sebel zu und blickte damit wieder zu der Polizistin.
„Hm… vielleicht ist es das. Ich weiß es nicht. Ich bin recht mächtig, wenn es um Übernatürliches geht, also wäre es kein Wunder.“ Sie hob nachdenklich ihren Zeigefinger an ihr Kinn.
„Wenn es nur das Übernatürliche wäre, aber dein Körper…“
„Das sagst du? Du, Sebel, der „Slayer“, der mehr Energie in sich bildet, als er kontrollieren kann.“
„Das ist Vergangenheit.“
„Das ist Vergangenheit.“ stimmte Isato mit einer erleichterten Gebärde zu.
„Und, was hast du jetzt vor, wo du diesen Fall endlich hinter dir hast?“
Isato blieb schlagartig stehen und sah bei dieser Frage in den bewölkten Nachthimmel empor. Ein schwaches, unheimliches Lächeln erschien auf ihren Lippen.
„The City ist immer im Aufruhr. Mit jedem Schlag meines Herzens nähert sich irgendjemand der Vollendung seines finsteren Meisterplans, um die Weltherrschaft an sich zu reißen…“ sagte sie dann mit prophezeiender Stimmlage und bekam dafür den Ellbogen ihrer Begleiters in die Hüfte gerammt was sie zum Lachen brachte.
„Sei nicht so pessimistisch. Weltbedrohende Bösewichte gab es seit 5000 Jahren nicht mehr.“ bemerkte Sebel kühl und Isato unterbrach ihr Gelächter um ihre Freundin von der Seite zu betrachten.
„Ja, da hast du wohl recht…“ bemerkte sie schwach lächelnd, während ihre Gedanken zu Hera und Norton wanderten...

--Erstens: Bildnis des leeren Wissens: „Una“; Ich werde ihren leeren Speicher mit allem Wissen dieser Welt füllen.
Zweitens: Bildnis der ungestillten Rache: Shea del Fabro; Er ist so versessen darauf, das Mädchen, das sein Leben zerstört hat, zu finden, das ich hier keine Arbeit leisten muss.
Drittens: Bildnis der ewigen Untergebenheit: Vice Elberough; Sie hinterfragt nie etwas. Sie ist wie eine Puppe. Definitiv ein leichter Fall.
Viertens: Bildnis des festen Glaubens: „Last INRI“; Eines meiner Bücher schreibt von einer Sekte, die nach alten, christlichen Regeln lebt. Sie sollen ein altes Kreuz besitzen, das im Mittelpunkt ihrer Gebete steht.
Fünftens: Bildnis der Bildnisse: Mona Lisa; Ein Gemälde das über allen anderen steht. Nichts könnte hierfür besser geeignet sein.
Sechstens: Bildnis unvergessener Vergangenheit: Der Aztekenkalender; Ein uralter Steinbrocken im Besitz irgendeines reichen Heinis. Hoffentlich ist das unvergessen genug.
Siebtens: Bildnis der sieben Sünden: Irgendwas fällt mir schon noch ein...--
„Er hat uns ausgenutzt! Er wollte uns nur benutzen, um sein Ziel zu erreichen! Was auch immer das hier für ein Müll ist!“ fauchte Shea wütend und zerriss das Stück Papier in tausende Stücke, welches er auf Silvers Schreibtisch gefunden hatte.
Iia umarmte ihn sanft von hinten und der Junge konnte die Feuchtigkeit ihrer Tränen an seinem Rücken spüren.
„Es ist egal… es ist aus. Okay…? Sei nicht mehr wütend…“
Shea drehte sich in ihren Armen zu ihr und war kurz davor sie anzubrüllen und sich loszureißen, als es ihm bei ihrem Anblick im Hals stecken blieb. Sie hatte Recht… es war alles aus. Egal was Silver im großen Ganzen vorhatte, egal was er zurück ließ… Shea und Iia waren gesund und zusammen. Er legte seine Arme um die Flammelle und zusammen verließen sie das Waisenhaus für immer… Was in ihrer Zukunft lag war eine andere Geschichte.

The End

[Bild: iCjLV3S.png][Bild: 43066_s.gif][Bild: l1r9YGL.png]

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